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Das Objekt des Monats

Detailansicht

Herabgeschwebt aus dem Himmelsloch

Heilig-Geist-Taube, die von der Kirchendecke hängt.

Heilig-Geist-Taube, Ankauf, im Museum seit 2010; Inventarnr. 10/168.

Rote Tücher, die von der Decke hängen.

Installation Feuerzunge von Andrea Thema

Diese bunt bemalte Taube wurde vom Museum Kirche in Franken im Handel erworben. Dass sie ausgerechnet in einem Kirchenmuseum ihren passenden Platz haben sollte, leuchtet dem Betrachter von heute nicht unmittelbar ein.

Auf die richtige Spur bringt uns die Öse auf dem Rücken der Vogelgestalt. Zusammen mit der schwebenden Haltung weist sie darauf hin, dass die Taube dazu bestimmt war, an einem Seil aufgehängt aus der Höhe präsentiert zu werden. Solche Bildwerke waren früher in zahlreichen Kirchen vorhanden. Auch in der Spitalkirche, die heute das Museum Kirche in Franken beherbergt, gehörte einst sehr wahrscheinlich eine solche Taube zur Ausstattung.

Der Zusammenhang klärt sich, wenn man weiß, dass der Heilige Geist in der Bibel unter anderem in der Gestalt einer Taube vorgestellt wird. An Pfingsten, dem Fest der Ausgießung des Geistes, ließ man während des Gottesdienstes in einer symbolischen Inszenierung eine „Heilig-Geist-Taube“ auf die versammelte Gemeinde herunterschweben. Dazu gab es eine eigene Öffnung im Gewölbe der Kirche. Ein solches „Heilig-Geist-Loch“ oder „Himmelsloch“ ist im Chor unserer Spitalkirche noch heute zu sehen. Mit der Abschaffung solcher Inszenierungen in der Reformationszeit verlor es seine praktische Bedeutung.

Bis heute greifen Künstler die überlieferten Sinnbilder immer wieder auf und beleben sie neu. Ein Beispiel ist ab dem 8. Juni 2019, dem Samstag vor Pfingsten, im Museum Kirche in Franken zu erleben. Nicht die Taube, sondern Feuerzungen – ein weiteres Symbol des göttlichen Geistes, das schon vor Jahrhunderten in geistlichen Inszenierungen Verwendung fand – werden in einer Installation von Andrea Thema aufgegriffen und interpretieren eindrucksvoll das Pfingstgeschehen.