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Das Objekt des Monats

Detailansicht

„Nur für trockene Räume zu verwenden“

Holzsteckdose und Holzstecker

Vorbesitzer: Gerd Kohlstruck, Langenzenn; im Museum seit August 2019; Inventarnr. 19/247.

Man kann sich spannendere Wochenobjekte vorstellen als… eine Steckdose. Schaut man genauer hin, wundert man sich aber: Stecker und Dose sind aus Buchenholz gefertigt. Wir kennen diese Elemente aus Kunststoffen, und auch in der Frühzeit der Elektrifizierung bildeten sie neben Keramik das gängige Material für Steckdosen. Warum also Holz?

Die Steckdose stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bereits während des Krieges waren Rohstoffe aller Art knapp, in vielen Bereichen wurden Ersatzstoffe entwickelt und erprobt. Da Holz selbst keinen Strom leitet, kam es für die Fertigung von Steckdosen in Frage. Die eigentlichen Leitungen und Kontaktstellen bestanden aus Aluminium oder Messing, wobei man auch auf Rüstungsmaterial zurückgriff.

Die Nachfrage nach Stromanschlüssen war groß: Beim Wiederaufbau zerstörter Häuser, in abgeteilten Wohnbereichen für Flüchtlinge und Vertriebene sowie in anderen Notunterkünften. Die Stromversorgung ermöglichte den Betrieb von Lampen und Kochstellen. Bei der Installation mussten die üblichen Sicherheitsstandards eingehalten werden – ein Stempel auf dem Stecker gibt vor: „Nur für trockene Räume zu verwenden“.

Beispiele für Ersatzstoffe, Neu- und Umnutzungen von Gegenständen lassen sich viele finden. Berühmt sind Töpfe, Aschenbecher und Geschirr aus Granathülsen und anderen Waffenteilen. Bei Ihrem nächsten Besuch im Freilandmuseum sollten Sie sich im Behelfsheim aus Ottenhofen einmal aufmerksam umschauen: Die Bänder der Eingangstür sind nicht wie üblich aus Metall – sondern ebenfalls aus Buchenholz. Sie tun seit über 75 Jahren unvermindert ihren Dienst.