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Das Objekt des Monats

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Aus Gestein mach Farbe

Der Stein ist auf der einen Seite rund, auf der anderen flach. Auf der flachen Seite sind Farbreste. Mit dem Stein wurden Farbpigmente gerieben.

Pigmentreiber aus Stein mit blauen Farbresten auf der Reibefläche; Inv.Nr. 13/130. (Foto: Monika Runge)

Auf dem Tisch liegt eine Platte. Auf der Platte ist ein Stein. Mit dem Stein wurden Farbpigmente gerieben.

Läufer und Steinplatte in der Werkstatt des Fassmalers Josef Bengel im Seldenhaus aus Obermässing. (Foto: Johanna Kemmler)

Bevor es gebrauchsfertige Ölfarben aus dem Eimer oder der Tube gab, mussten Maler ihre Farben noch selbst herstellen. Dazu verrieben sie Pigmente und Öl mit Hilfe eines Pigmentreibers.

Pigmentreiber aus Stein oder Horn werden auch als „Läufer“ bezeichnet und gehörten zu den einfachen Werkzeugen mit langer Verwendungstradition. Der kegelförmige Stein aus der Sammlung des Fränkischen Freilandmuseums weißt auf der glatten Reibefläche noch Reste eines blauen Farbmittels auf.

Pigmente sind unlösliche Feststoffe, die in der Natur als Farberden (z. B. Ocker), als Mineralien oder als Edelsteine vorkommen. Sie können aber auch künstlich hergestellt werden, wie z. B. Ultramarinblau.

Zunächst werden die Rohstoffe zerkleinert und zu Pulver vermahlen. Dann wird das Farbpulver mit einem Bindemittel, meist Leinöl oder einer Mischung aus Ei, Öl und Wasser auf eine Steinplatte gegeben und solange mit der glatten Seite des Läufers verrieben, bis alle Partikel vom Bindemittel umschlossen sind.

Für Malerarbeiten im Außenbereich, z.B. für den Anstrich von Fachwerkhölzern, musste man größere Mengen Farbe produzieren. Dazu wurde die auf dem Reibstein erzeugte Paste in einen Eimer mit Öl geben und gut verrührt. War die Farbe noch nicht intensiv genug, wurde wieder Pigment und Öl auf dem Reibstein verrieben und in den Eimer gegeben. Obwohl Ölfarbe lange haltbar ist, musste mindestens so viel Farbe angerührt werden, wie man für den Arbeitsgang brauchte. Denn es war sehr schwierig bei einer neuen Portion Farbe den exakt gleichen Farbton zu treffen.

Im künstlerischen Bereich, für Gemälde oder zum Bemalen von Holzplastiken wurden eher kleinere Mengen Farbe benötigt. Auch heute nutzen noch manche Künstler oder Maler, die in der Restaurierung tätig sind, Pigmentreiber. Diese sind jedoch zumeist aus Glas.

Im Seldenhaus aus Obermässing ist die Werkstatt eines Fassmalers eingerichtet, in der sich auch ein Läufer auf einem Reibstein befindet. Als Fassmaler wird ein Handwerker bezeichnet, der Holzplastiken, sakrale Ausstattungselemente oder auch Bilderrahmen farbig fasst oder vergoldet.