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Kompletterfassung der Textilsammlung

Hosen, Hüte, Handtücher und mehr

Das im Oktober 2020 begonnene Projekt zur Ertüchtigung der Textilsammlung sieht die digitale Erfassung des Textilbestands in einer Datenbank sowie eine Neuordnung der Lagerung im Depot vor, die künftig einen gezielteren Zugriff auf die Objekte ermöglicht. Ziel der Maßnahme ist neben einer strukturierten Datenbank ein Gesamtblick auf den Textilbestand in Form eines Bestandskatalogs. In diesem Zuge werden auch das regionale Kleidungsverhalten, Gebrauchs- und Herstellungszusammenhänge erforscht sowie soziale, gesellschaftliche und politische Entwicklungen berücksichtigt.

Die Objekte: Hosen, Hüte, Handtücher und mehr

Die Textilsammlung bildet mit etwa 10.000 Objekten einen der größten Bestände des Museums. Sie umfasst Frauen-, Männer- und Kinderkleidung, Kleidungszubehör wie Hüte, Hauben, Handschuhe, Taschentücher, Kragen, Krawatten, Tücher, Fächer, Schirme, Handtaschen etc. und Puppenkleider. Zu etwa gleichen Anteilen bewahrt sie Heimtextilien: Bettwäsche, Vorhänge, Gardinen, Tischdecken, Handtücher, Topflappen, etc. Den Bestand an Kurzwaren bilden Bänder, Posamente, Spitzen und Handarbeitsutensilien. Mustertücher von Lehrerinnen und Schülerinnen früherer Näh- und Hauswirtschaftsschulen zeigen Arbeiten in verschiedenen, zum Teil heute nicht mehr praktizierten textilen Techniken. „Schreib- und Zeichenbücher für den Unterricht der weiblichen Handarbeiten“ vermitteln Eindrücke von der Geschlechtererziehung der beiden vergangenen Jahrhunderte.

Bis auf wenige Ausnahmen datieren die Textilien in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Der größte Teil der Objekte stammt aus den Jahrzehnten um 1900. Gerade die Zeit um die Jahrhundertwende ist richtungsweisend für die Mode- und Bekleidungsgeschichte, weil sie am Anfang einer zunehmenden Beschleunigung modischer Wechsel steht. Technische Neuerungen bewirkten gesellschaftliche Veränderungen, die sich im Kleidungsverhalten nachvollziehen lassen.

Eine serienmäßige Anfertigung von Kleidung war seit etwa 1850 verbreitet. Ob die Stücke der Sammlung dennoch vornehmlich handwerklich gefertigt sind und wie hoch der Anteil der in Konfektion hergestellten Stücke tatsächlich ist, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

Forschung im Kontext

Das Projekt möchte einen Beitrag zur Kontextualisierung von Kleidung in der historischen Alltagskultur leisten und ihren Quellenwert für kulturwissenschaftliche Fragestellungen aufzeigen. Es fokussiert zugleich eine offene Diskussion, was tatsächlich und im Rahmen welcher gesellschaftlichen Prozesse getragen wurde. Es geht dabei nicht um eine Einordnung in Mode oder in regionalspezifische Kleidung (etwa sog. „Tracht“), in ländlich oder städtisch. Mit diesem Konzept reiht sich die Maßnahme an bereits abgeschlossene sowie laufende Projekte zur Erforschung von Textilien und Mode ein und sucht aktiv den interdisziplinären Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.

Sammeln mit Konzept

Weiter verlangt das Projekt eine grundlegende Auseinandersetzung mit der Entwicklung und Ausrichtung der Textilsammlung in unserem Museum. Es regt an, die bisherige Strategie an aktuelle Fragestellungen und Erwartungen an die Sammlungsarbeit anzupassen und so eine Grundlage für künftige Objektannahmen und auch Deakzessionen zu schaffen.

Einblicke

  • Reihe „Objekt des Monats“, in der online und an der Museumskasse regelmäßig bedeutende Textilien vorgestellt werden.
  • Juliane Sander: Erfassen, Betrachten und Hinterfragen. Ein Projekt zur Erschließung und Qualifizierung des Textilbestands in der Sammlung zur regionalen Alltagskultur im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim. In: Franken unter einem Dach 43 (2021), S. 99-110.
  • Monika Ständecke: "Mich fröstelt, Pierre". Chenille-Moden in der Sammlung des Fränkischen Freilandmuseums. In: Franken unter einem Dach 43 (2021), S. 25-36.

Ihr Kontakt

Haben Sie Fragen?

Juliane Sander M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Sammlungsreferentin für Textilien & Schuhwerk, Hauswirtschaft, Zinn, Bildwerke, Religion & Frömmigkeit, Spielzeug, Schmuck, Uhren, Adel, Jagdwesen, Mühlenwesen, Gastwirtschaft