Spätestens nach 1960 änderten sich die Arbeitsverhältnisse und das Alltagsleben auf dem Land massiv – und die Dörfer gleich mit: Bauernhöfe wurden auf das freie Feld verlegt, Straßen ausgebaut und an den Rändern bildeten sich Neubausiedlungen, deren Größe die des Altorts mehrfach überschreiten konnte.

Auch das moderne Konsumverhalten wurde zunehmend sichtbar: in Form von Läden mit großen Schaufenstern, Cafes, Kiosken, Gemeinschaftsgefrieranlagen und Bankfilialen, deren Architektur heute noch auffällig und nicht selten umstritten ist. Letzteres gilt auch für die Neubauten zahlreicher Schulen, Kirchen, Pfarr- und Rathäuser sowie anderer Einrichtungen des öffentlichen Lebens. In der Freizeit besuchte man nun Schwimmbäder, Minigolfanlagen, Kinos und Diskotheken. Parallel dazu wurde der Ausbau der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur vorangetrieben, ohne den die rasante Entwicklung der Dörfer nicht möglich war.

Diesen Phänomenen widmet sich der vorliegende Band. Die Beiträge regen zur Diskussion an – nicht nur über die bauliche Ästhetik von Filialen und Freizeiteinrichtungen, sondern auch ihre Zukunft, denn viele der angesprochenen Gebäude sind heute sanierungsbedürftig oder stehen vor dem Aus, wenn sie nicht schon aufgegeben oder umgenutzt worden sind. Doch auch Erinnerungen werden bei der Lektüre wach: an vertraute Dorfläden, die eigene Schule oder Diskothekenbesuche in längst vergangenen Zeiten...

[Aufsatzband zur gleichnamigen Tagung am 7. und 8. November 2022 im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim]

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