1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland | Gedenktag im Freilandmuseum mit Richtfest der Synagoge
Bezirkstagspräsident Armin Kroder warb in seiner Ansprache für das Miteinander der verschiedenen Nationen, Kulturen und Religionen und lehnt aus dieser Haltung heraus jede Form von Rassismus und Extremismus, insbesondere in der Form des Antisemitismus ab. Er betonte, dass Toleranz da ende, wo Intoleranz beginne. Weiter dankte er den Handwerkern für ihre Leistungen wie auch denjenigen, die im Vorfeld die entsprechenden Schritte zum Wiederaufbau der Synagoge im Fränkischen Freilandmuseum eingeleitet hatten.
Beim anschließenden Rundgang durch den Rohbau der Synagoge erläuterte Museumsleiter Dr. Herbert May ihre besondere Bedeutung für das Fränkische Freilandmuseum – schließt sie doch zum einen die Lücke der verschiedenen Religionsgemeinschaften, die im ländlichen Leben Frankens über die Jahrhunderte eine Rolle spielten, und ist sie zum anderen auch Zeugnis eines Multifunktionsbaus mit bewegter Geschichte.
Aus dem Herkunftsort der Synagoge berichtete Helmut Krämer, Bürgermeister des Marktes Giebelstadt, über die Geschichte der Synagoge, deren einstige Funktion bis vor wenigen Jahren völlig in Vergessenheit geraten war. Die Gemeinde Allersheim will im Ort des abgebauten und ins Museum übertragenen Gebäudes mit einer Hinweistafel an die Synagoge erinnern.
In Gedichtform wurde der Richtspruch zum Gebäude in schwindelnder Höhe auf dem Dachgebälk vom stellvertretenden Leiter des Museumsbauhofes Leif Henninger im Beisein seiner Handwerkerkollegen vorgetragen. „…Im Dörfchen Allersheim frisch aufgerichtet war es des Rabbiners Heim, der jüdischen Gemeind´ durft´ es Gebetsort sein. Später wurd´ es umgebaut zum Bauernhaus, doch irgendwann zog dann der Bauer aus.“ Auf das Gelingen eines unfallfreien Wiederaufbaus getrunken, wurde schließlich das Weinglas aus der Höhe hinuntergeworfen – so verlangt es der Brauch. Das Klarinettenquartett Scorzonera aus Neustadt a. d. Aisch brachte dazu einfühlsam traditionelle und klassische Kompositionen zu Gehör.
In einem Rundgang durch die Baugruppe Mainfranken-Frankenhöhe lieferte Saskia Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fränkischen Freilandmuseum, interessante Informationen zur Geschichte der Orte mit jüdischer Geschichte, aus denen Häuser im Museum stammen. Hierbei wird augenfällig, wie eng die ländlichen Geschichte Frankens mit jüdischem Leben verwoben ist.
2.900 Personen folgten dem Beitrag zum Gedenktag bisher, der wegen der pandemischen Lage ohne Museumsbesucher stattfinden musste und als Video aufgezeichnet wurde.
Der halbstündige Film gibt allen Interessierten die Gelegenheit, den Gedenktag und das Richtfest nachzuempfinden. Auf den Social-Media-Kanälen ist der Beitrag unter #freilandfürzuhause jederzeit abrufbar.