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50 Jahre Gemeindegebietsreform in Bayern

Die Wahlurne ist ein Kasten aus Holz. Im Deckel ist ein Schlitz. Der Kasten kann verschlossen werden.

Wahlurne aus Elpersdorf. Inv.nr. 20/9; Schenkung von Luise Frieß; im Museum seit 2020. (Foto: Frank Wittstadt)

Diese schlichte Wahlurne stammt aus Elpersdorf, im östlichen Landkreis Ansbach gelegen. Als Elpersdorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Windsbach eingemeindet wurde, verlor die Urne ihre Funktion und wurde seitdem nicht mehr genutzt. Sie stand trotzdem noch lange in einem Nebenzimmer des Wirtshauses, bis sie dem Museum geschenkt wurde. 

Von 1972 bis 1978 änderte sich die Gemeindelandschaft in Bayern drastisch. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Bayern viele sehr kleine Gemeinden, mit nur wenigen Einwohnern/innen. Diese Gemeinden hatten oft zu wenig Geld, um ihre Infrastruktur wie Straßen und Schulen zu erhalten – ein Problem, das mit der Gebietsreform gelöst werden sollte.  Die Anzahl der Gemeinden sank von über 7.000 auf ca. 2.000. Auch Landkreise wurden zusammengelegt: statt 141 gab es nun nur noch 71. Und von ehemals 48 kreisfreien Städten blieben 25 erhalten.  

In Elpersdorf ging die Eingemeindung reibungsfrei vonstatten. Das war nicht überall der Fall: Das Dorf Ermershausen im unterfränkischen Landkreis Haßberge beispielsweise wehrte sich vehement gegen eine Eingemeindung. Die Bürger weigerten sich, Akten zu übergeben, blockierten deshalb das Rathaus und lösten einen Polizeieinsatz mit hunderten Beamten aus. Teile der Einwohner standen sogar kurz davor, spontan in die nahegelegene DDR auszuwandern. Fünfzehn Jahre später wurde Ermershausen wieder eine selbstständige Gemeinde – zugleich die heute kleinste in ganz Unterfranken. 

In den meisten Gemeinden wurde die Gebietsreform wesentlich gelassener aufgenommen, es gab keine größeren bayernweite Proteste. Die alten Landkreise lösen aber noch heute eine gewisse Nostalgie aus. Seit 2013 ist es erlaubt, die alten Unterscheidungszeichen der Landkreise auf den Nummernschildern von Kraftfahrzeugen zu verwenden. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit: Im heutigen Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim (NEA) sind wieder viele Fahrzeuge mit den alten Kürzeln von Uffenheim (UFF) und Scheinfeld (SEF) unterwegs.

Übrigens: Nicht nur die Gemeindegebietsreform feiert ihr 50. Jubiläum – die Wahlurne ist auch unser 50. Objekt des Monats!