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Anschel Friedlein

Ausschnitt einer alten Zeitung mit Nachricht von Spende durch Anschel Friedlein

Spendenmeldung aus dem Jahr 1863

Anschel (Anselm) Friedlein wurde am 17.12.1828 als Sohn von Seckel Anschel und Klara Friedlein, einer geborenen Schülein aus Segnitz, in Allersheim geboren. Im Laufe seines Lebens ist er in Allersheim in den Häusern Nr. 12 und Nr. 52 nachweisbar.

Seine berufliche Situation dagegen gibt einige Rätsel auf. Eigentlich als Gastwirt und Metzger in Allersheim tätig, bewarb sich Friedlein im Jahr 1859 um die pachtweise Ausübung der Hammer’schen Priechlersgerechtsame in München, was ihm erlaubt hätte, in der Großstadt mit Leinwand und Käse zu handeln. Der Magistrat der Stadt weist jedoch am sechsten Dezember des Jahres sein Ansuchen unter dem Hinweis ab, dass nur ortsansässigen Israeliten gestattet sei, ein Gewerbe auszuüben. Woher die Angabe in der Begründung stammt, Anschel Friedlein sei als Buchhalter tätig, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch ungeklärt.

Anschel Friedlein war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Johanna bekam er Sohn Samuel (11.11.1860). Nachdem Johanna, eine geborene Guckenheimer, 1862 mit einer toten Tochter im Mutterleib verstorben war, heiratete er am 03.12. desselben Jahres in Marktbreit Minna Guckenheimer, die Schwester seiner toten Frau. Sie schenkte ihm die Kinder Bernhard (02.12.1863), Friederike (05.10.1865), Arnold (11.09.1867), Klara (30.06.1869) und Doris (28.03.1871).

Offensichtlich war Anschel Friedlein in Allersheim ein geachteter und als gerecht empfundener Mann. So erwähnt die junge Jette Rothstein in einem Brief an ihre Schwägerin, „sogar Herr Anschel Friedlein“ habe ihr Vorhaltungen gemacht, dass ihr letzter Brief unangemessen gewesen sei. Auch von Spenden seinerseits haben sich Zeugnisse erhalten. So wurde bei der Brit Mila seines Sohnes Bernhard, der Beschneidungsfeier, in seinem Haus für jüdische Pilger- und Armenwohnungen in Jerusalem gesammelt. Auch für Hungernde in Palästina gab Friedlein Geld. Mit einem Gesamtvermögen von 1867 geschätzt 3000 fl. war er eines der wohlhabenderen Mitglieder der Gemeinde, wenn auch einige Familien reicher waren.

Trotz allem war er immer wieder auch in Konflikte verwickelt. So schuldet er 1863 dem Lehrer Samuel Weissbart noch das Gehalt für den Sommer des Vorjahres, auch mit seinem Anteil zur Besoldung des Bezirksrabbiners in Mainbernheim ist er in Rückstand. Am 25.05. des Jahres klagt er zudem gegen den Allersheimer Mitbürger Samuel Adler wegen Einnahmen aus einem gemeinsamen Immobilienbesitz. Schließlich ist auch ein Prozess vor dem Königlichen Bezirksgericht Würzburg bekannt, in dem ihm am 18.01.1866 im Falle einer erlittenen Ehrenkränkung Recht zugesprochen und sein Kontrahent zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

Irgendwann vor 1874 stirbt Anschel Friedlein in Allersheim. Seine Frau Minna wandert anschließend mit vier der Kinder in ihren Heimatort Burghaslach aus.

 

Anschel Friedlein

Anschel (Anselm) Friedlein was born on 17.12.1828 as son of Seckel Anschel and Klara Friedlein, a born Schülein from Segnitz, in Allersheim. Here he lived in houses number 12 and number 52 throughout the years.

His profession is still surrounded by some mysteries. While generally working as a butcher and innkeeper in Allersheim, Friedlein applied for a license to sell cheese and canvas in Munich in 1859 but was declined on the 6th of December by the magistrate of the city because only local Jews were allowed to do business there. Why he is listed as an accountant during his application remains unclear up to date.

Anschel Friedlein was married twice. With his first wife Johanna he had a son, Samuel (11.11.1860). After Johanna, a born Guckenheimer, died in 1862 with a dead daughter in her womb, Anschel married Minna Guckenheimer, the sister of his first wife, on 03.12.1862 in Marktbreit. With her he had several children, namely Bernhard (02.12.1863), Friederike (05.10.1865), Arnold (11.09.1867), Klara (30.06.1869) and Doris (28.03.1871).

It seems like Anschel Friedlein had a good reputation in Allersheim and was seen as a man of justice. Young Jette Rothstein mentions in a letter to her sister in law that “even Mister Anschel Friedlein” had scolded her for an inappropriate letter she had sent before. We also have proof of donations that Friedlein made. During the Brit Mila of his son Bernhard, money was collected for Jewish pilgrim- and social housing in Jerusalem. Among the receivers of his donations were also the hungry of Palestine. With an overall capital of 3000 fl. in 1867, Anschel Friedlein was in a good place financially, even though there were richer families within the Allersheim community.

Nevertheless, he was also caught in conflict more than once. In 1863 for example, Friedlein still owed money to the teacher Samuel Weissbart for the summer of the past year and also had not payed his part of the salary of the district rabbi in Mainbernheim yet. On the 25th of May of said year, he sued his fellow citizen Samuel Adler because of income from a common real estate. Finally we know of a process in front of the Royal District Court in Würzburg, were Friedlein won a process against another man because the man had committed a defamation against him. Said man had to pay a fine.

Sometime before 1874 Anschel Friedlein died in Allersheim. His widow Minna and four of his children soon after moved to Minna’s hometown of Burghaslach.

 

Quellen

Der Israelit vom 13.09.1865

Braun, Joachim: Geschichte der jüdischen Gemeinde von Allersheim im Ochsenfurter Gau. In: Würzburger Diözesangeschichtsverein (Hg.): Würzburger Diözesangeschichtsblätter. 69. Band, Sonderdruck. Würzburg 2007

Staatsarchiv Würzburg

Brief von Jette Rothstein aus dem Privatbesitz von Gail Koevary

Stadtarchiv Aschaffenburg, SSAA SBZ 1 Meldeunterlagen Aschaffenburg 0377 Lfdnr. 3732 (Aufenthaltsanzeige)

Geburten-, Sterbe- und Eheregister der Jüdischen Gemeinde Allersheim

Jahresbericht der Handelsschule und der mit derselben verbundenen Vorbereitungsschule in Nürnberg (1874)

Gemeindearchiv Giebelstadt Karton 4 Akt 1

Staatsarchiv Würzburg LRA Ochsenfurt 3235

Der Israelit vom 18.12.1863

Gemeindearchiv Giebelstadt Karton 17 Akt 1

Würzburger Anzeiger vom 29.01.1866

Bayerischer Kurier vom 08.12.1859

Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken

Main-Post: Die Meefischli in Charons Keller. 2018

Leo Baeck Institute Archives: Jacob Jacobson Collection, Box 7, Folder III.1