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Auf nach Rom

Sehnsuchtsziel Italien

Reiter auf einem Waldweg

Johann Christian Reinhart, Reiter auf Waldweg, undatiert, Radierung, Sammlung Heinz Schuster

Reiter mit einem Packpferd mit Bäumen im Hintergrund

Ausschnitt aus: Johann Christian Reinhart, Der Reiter mit dem Packpferd in waldiger Gegend, 1813, Radierung, Sammlung Heinz Schuster

Ausschnitt aus einer historischen Landkarte mit eingezeichneter Reiseroute.

Ausschnitt aus einer historischen Landkarte mit eingezeichneter Reiseroute Reinharts. Johann Jacob Schatz, Italia in suos Status, 1742 (Nürnberg), Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N 100 Nr. 142, Bild 1

„Drüben jenseits der Gebirge, […], winken mir die Monumente der Unsterblichen. […] Ich werde dich betreten, Land, wo Marius Trophäen gepflanzt, Cicero gesprochen, Cäsar geblutet, Brutus für Freiheit und Bürgertum gekämpft, wo ein Nero gewütet und ein Marc Aurel das Volk gesegnet, wo jede Tugend, jedes Laster den Gipfel der Vollkommenheit errungen; dich Boden, mit Bürgerblut gedüngt – aber auch die Wiege der Kunst und ihre erste Freistatt. Lebewohl, deutsches Vaterland!“

In seinem Tagebuch schreibt Johann Christian Reinhart (1761-1847) über seinen großen Traum, einmal Italien und seine Hauptstadt Rom zu besuchen. Er bekam 1789 ein Rom-Stipendium des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth und konnte die Reise finanziell guten Gewissens antreten. Viel musste organisiert und vorbereitet werden. Die Reiserouten nach Italien folgten den Handelsstraßen, welche die wichtigsten Städte miteinander verbanden. Der Reisezeitraum war genauso wichtig: Die damals kursierenden Reiseführern rieten z. B. wegen der Malaria davon ab, im Frühjahr oder Sommer zu reisen.

Vielleicht auch deswegen entschloss sich Reinhart, seine Reise erst im Herbst anzutreten. Am 27. Oktober 1789 brach der Künstler in Meiningen auf. Zu Pferd und von seinem Hund begleitet gelangte er zunächst bis nach Coburg. Er führte einen Säbel und auch eine Pistole mit sich, um sich gegen Räuber und Wegelagerer zu verteidigen. Natürlich hatte er auch seine Malutensilien und Reiselektüre dabei, sowie möglichst robuste Kleidung. Oft wurde er auf seinem Weg wegen seiner Bewaffnung und Aufmachung für einen Soldaten gehalten und nicht für einen Künstler. Weiter ging es nach Kronach und über Schwarzenbach am Wald in seine Geburtsstadt Hof. Er schickte sein angemietetes Pferd zurück und fuhr nun mit der Postkutsche nach Bayreuth weiter. In Erlangen traf er seinen Bruder Amandus. Dieser nahm ihn in der Kutsche mit nach Ansbach, wo er eigentlich dem Markgrafen seine Aufwartung machen wollte, doch dieser hielt sich zu dem Zeitpunkt in Italien auf. So fuhren die Brüder weiter und erreichten Nürnberg. Reinhart verabschiedete sich dort von Amandus; die beiden sollten sich nie wiedersehen.

In Nürnberg bestieg Reinhart wieder eine Postkutsche, und die Reise ging weiter nach Donauwörth. Die nächste Station, Augsburg, nutzte Reinhart für ein paar Zeichnungen und einen Besuch in der Akademie. Am 11. November fuhr er mit dem Postwagen weiter Richtung Innsbruck. Beim Passieren der Grenze mussten alle Passagiere bei einsetzendem Schneefall ihr Gepäck zur Kontrolle auspacken und danach wurde wieder alles versiegelt. Reinhart reiste zu Fuß weiter und erreichte Innsbruck am Abend.

Die Fahrt über den Brenner verlief wohl sehr anstrengend, so dass Reinhart in Bozen eine mehrtägige Rast einlegte. In den italienischen Landen gab es zu der Zeit keinen geregelten Postverkehr und Fahrten mit „vetturini“ (Mietkutschern) waren sehr kostspielig. Zudem beherrschte Reinhart die Landessprache nur mäßig, die Weiterreise gestaltete sich also sicherlich schwieriger. Doch der Künstler hatte Glück und konnte sich einer „Kunstreiterbande“ anschließen, die ebenso auf dem Weg nach Rom war. 

Die Route ging wahrscheinlich über Trient, Verona, Bologna, Florenz, Siena und Orvieto nach Rom. Leider gibt es aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen Reinharts, welche den genauen Verlauf der Reise in Italien wiedergeben. Kurz vor Weihnachten, am 23. Dezember 1789, erreichte Johann Christian Reinhart sein Sehnsuchtsziel, die Ewige Stadt. Er blieb dort für den Rest seines Lebens.