Zum Hauptinhalt springen

Aufmessen und Freilegen - die Erfassung bauhistorischer Zusammenhänge

Teil 2 der Serie: Historische Bau- und Materialforschung im Fränkischen Freilandmuseum

Eine alte Wand wurde oft bemalt. Jede Malschicht kann man sichtbar machen.

Eine Freilegungstreppe, hier im Schulhaus aus Pfaffenhofen, ist nichts anderes als ein Fenster in die Vergangenheit. Sie ist eines der wichtigsten Instrumente in der restauratorischen Untersuchung an einem Gebäude. In ihr sind die vielen Farbschichten auf Wänden, Decken aber auch Ausstattungselementen wie Türen, Fenster oder Vertäfelungen in einer relativen zeitlichen Abfolge zueinander dargestellt. (Foto: Dieter Gottschalk)

Bevor es überhaupt zum Abbau eines Gebäudes und dessen Transport ins Fränkische Freilandmuseum kommen kann läuft eine routinierte Bestandserhebung ab. Das Ergebnis ist ein verformungsgerechtes Aufmaß mit Grundrissen, Ansichten und Querrissen des Baukörpers an seinem ursprünglichen Standort. In die Dokumentation fließen alle weiteren Erkenntnisse zum historischen Baugefüge ein, insbesondere die vielen späteren, oft verwirrenden Veränderungen die ein ursprüngliches Baugefüge zumeist stark überprägt haben. Am Ende der Baugefügeuntersuchung steht ein Baualtersplan, der mit verschiedenen Farben die einzelnen Bauphasen zur Anschauung bringt.

Auch die vielen restauratorischen Befunduntersuchungen an den Architekturoberflächen während dieser vorbereitenden Abbauphase finden dort ihren Niederschlag. Oft handelt es sich um sogenannte Freilegungstreppen, bei denen an geeigneter Stelle mit Hilfe von Skalpellen die einzelnen Farb- und Putzschichten offengelegt werden. In der Zusammenschau mehrerer solcher Schnitte ergibt sich schließlich ein zeitlicher Zusammenhang mit den Bauphasen und anderen Einzelbeobachtungen, wozu Archivrecherchen und Jahrringdatierungen an den verbauten Hölzern gleichermaßen zählen. Alle Informationen zusammen bilden die Basis für das spätere Wiederaufbaukonzept am neuen Standort im Museum.