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Der Müller. Wegbereiter des modernen Ingenieurs.

Vor einer Haustüre steht ein älterer Herr in Arbeitskleidung, gestützt auf einen Stock. Im Vordergrund steht ein Hund, am Haus angekettet.

Der letzte Müller der Mühle aus Unterschlauersbach (Landkreis Fürth), Michael Niedermann, 1979. Foto: Helmut Dollhopf

Darstellung in Holzschnitt-Technik ausgeführt; ein Mann schüttet Getreide in die Gosse des Mahlwerks, im Vordergrund steht ein Mann mit einem Esel; über der Darstellung ein Schriftzug mit dem Wortlaut "Der Müller"

Der Müller. Aus: Jost Amman, Hans Sachs: Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden, hoher und nidriger, geistlicher und weltlicher, aller Künsten, Handwercken und Händeln. 1568. 7,9x6cm.

Bildausschnitt, in Holzschnitt-Technik ausgeführte Darstellung einer Landschaft; im Vordergrund ein Gebäude, an dem außen zwei Räder angebracht sind, im Hintergrund eine Ansiedlung von Häusern

Mühlen sind selbstverständlich in der Landschaft des Mittelalters. Ausschnitt aus dem Holzschnitt „Die große Landschaft“, um 1538, von Niklas Stör (Nürnberg um 1503-1562). 28,2x40,4cm.

Darstellung der Mechanik einer Wassermühle, in Kupferstich-Technik

Mechanik der Wassermühle. Kupferstich, 1661. Georg Andreas Böckler (1617-1687). 26,3x19,5cm.

Am jahrhundertealten Beruf des Müllers zeigt sich der Wandel des Berufsbildes innerhalb der sich wandelnden Gesellschaft – denn das wichtigste an der Technik sind die Menschen, die sie bedienen und weiterbilden. So spielen in der langen Geschichte der Mühlen vor allem die Menschen eine Rolle, die mit ihr lebten. Zunächst stellten Frauen oder Sklaven auf Reibsteinen und in Handmühlen das Mehl für den täglichen Bedarf einer Lebensgemeinschaft her. Spätestens mit der Entstehung größerer Vereinigungen, wie in den Städten der Antike, in den Klostergemeinschaften und den ersten umfangreicheren Siedlungen des frühen Mittelalters war ein Aufkommen von eigens eingerichteten Mühlen verbunden. Die technischen Einrichtungen benötigten für ihre Bedienung eine spezialisierte Anwendung.

In den frühen gewerblichen Mühlen blieben die Prozesse des Mahlens und des Backens zunächst in einer Hand. Die Berufe des Müllers und des Bäckers bildeten sich heraus, ließen sich aber noch nicht klar trennen, da sich Mühleneinrichtungen, Backöfen und Verkaufsstände meist in einem Haus untergebracht fanden. Mit der technischen Entwicklung der Mühlen ging die Spezialisierung des Müllers, somit die Verselbständigung seines Berufs, einher. In der Folge fokussierte sich seine Zuständigkeit mehr und mehr auf die Bedienung und Instandhaltung der Mühltechnik und er distanzierte sich von der weiteren Verarbeitung des Mehls.

Die Diversifizierung der Mühlen und die folgende Verdichtung des Mühlenbestandes während der frühen Neuzeit brachte den Müller in die Verantwortung, die Entwicklung der Technik voranzutreiben und zu beherrschen. Der spezialisierte Handwerker wird zum Mechaniker. Spätestens in dieser Zeit trennte sich das Berufsfeld des Mühlenbauers als dem Spezialisten für Mühlentechnik von dem des Müllers als Verantwortlichen für die Müllerei.

Diese Frühphase einer Industrialisierung entwickelte technische Neuerungen für die Mühltechnik einerseits. Gleichzeitig förderte sie den Fortschritt der Technik in anderen Gewerbezweigen, die sich als Zulieferer der Mühlen ihrer Nachfrage anpassten und sich als Abnehmer ihrer Produkte auf deren Weiterentwicklung spezialisieren mussten. Dieser Transfer von Maschinen, Antriebs- und Getriebetechnik bewirkte, dass sich mit der fortschreitenden technischen Entwicklung aus dem Beruf des Müllers, der des Mühlenbauers löste und sich zu einem universellen Maschinenbauer und Ingenieurs weiterbildete.