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Die Auferstehung Christi in der Kunst

Aus dem Grab ins Licht – Der Auferstandene in der Malerei

Links sind drei Frauen zu sehen, rechts kommt Jesus geflügelt und mit einem Stab aus seinem Grab hervor

Die Frauen am Grabe, Codex Egberti, Evangelistar. Reichenau, zw. 980 und 993. Stadtbibliothek Trier.

Höllenfahrt Christi, Russische Auferstehungsikone, 16. Jh.

Jesus ist aus seinem Grab auferstanden, er hält die Siegesfahne in der Hand; 3 schlafende Wächter im Vordergrund, eine Engelsgestalt und die 3 Frauen im Hintergrund

Hans Pleydenwurff, Auferstehung Christi (Rückseite, Apostel Bartholomäus und Jakobus), 1465, Hofer Altar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Alte Pinakothek München.

Auferstandener Jesus mit Strahlenkranz über dem Grab schwebend; 3 geblendete bzw. schlafende Wächter

Matthias Grünewald, Auferstehung Christi, Isenheimer Altar, 1512-16, Colmar, Museum Unterlinden.

Auferstandener Christus mit Segensgestus auf einer Wolke schwebend

Auferstehungschristus, bez. Bär 1891, Öl auf Leinwand, Museum Kirche in Franken.

Ostern gilt in allen christlichen Kirchen als Höhepunkt des Kirchenjahrs. Zur Feier der Auferstehung Christi, d.h. der Wiedererweckung des gekreuzigten Christus von den Toten am dritten Tage nach der Kreuzigung, wird am Ostersonntag in vielen Gemeinden das Osterlied gesungen: „Christ ist erstanden von der Marter alle“. In der orthodoxen Christenheit grüßt man sich allenthalben mit dem Ruf „Christus ist auferstanden“. „Er ist wahrhaftig auferstanden“, lautet die Antwort. Weltweit ist Ostern freilich nicht das populärste Fest im Kirchenjahr, überstrahlt doch Weihnachten die – liturgisch eigentlich höhere – Bedeutung von Ostern, was sicher auch an der anschaulichen Erzählung vom Kind in der Krippe liegt.

Die biblischen Quellen über das Ostergeschehen umgeben die eigentliche Auferstehung eher mit dem Schleier des Geheimnisses. Im Mittelpunkt stehen das Überraschungsmoment und die Reaktionen der ersten Zeugen. Zu bildhafter Darstellung gelangt schon früh die biblische Erzählung von den drei Frauen, die sich am Sonntagmorgen aufgemacht hatten, um den Leichnam ihres Herrn zu salben und nun vor dem leeren Grab standen:

 „Sie fanden aber den Stein abgewälzt von dem Grabe und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht. Und da sie darum bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Und sie erschraken und schlugen ihr Angesicht nieder zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. […]“ (Lukas, 24, 2-6)

Als nahezu kosmisches Ereignis imaginiert der Evangelist Matthäus (28, 1-6) das Geschehen: „Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein ab und setzte sich darauf. Und seine Erscheinung war wie ein Blitz und sein Kleid weiß wie Schnee. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel hob an und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten suchet. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“

Die byzantinische Kunst findet das zentrale Element des Ostergeschehens – fern lebender Zeugen – in der Unterwelt, dem Reich des Todes. Die Osterikonen zeigt den dort hinab gestiegenen Christus, ein Bildmotiv, das oft auch als „Höllenfahrt“ Christi bezeichnet wird: Der Sieger über den Tod steht auf den zerbrochenen Türen der Unterwelt und reicht Adam und Eva die Hand, um sie aus dem Gefängnis des Todes zu befreien. Andere Personen des Alten Testaments folgen ihnen (s. Russische Auferstehungsikone). In den östlichen Kirchen singt man dazu: „Christ ist von den Toten erstanden, er hat den Tod durch den Tod niedergetreten und denen in den Gräbern Leben gewährt.“

Als Sieger über den Tod kommt der auferstandene Christus im Laufe des Mittelalters auch im Westen zur Darstellung, zuerst in der ottonischen Buchmalerei. So findet das Thema z.B. im Evangeliar Heinrich II (Anfang des 11. Jh.) seinen bildlichen Niederschlag: Dort steht Christus im offenen Sarg, sein Haupt ist mit dem Kreuznimbus umstrahlt, er trägt in seiner linken Hand die Kreuzesfahne als Siegeszeichen. Bald entwickeln sich auch mehrfigurige Szenen, die mit – meist drei oder vier –schlafenden Wächtern am Grab den konkreten irdischen Bezug herstellen.

Im Laufe der Zeit wird die Lichterscheinung Christi immer mehr betont. In ganz eindrucksvoller Weise geschieht dies auf Matthias Grünewalds Isenheimer Altar.

Auch im Museum Kirche in Franken hängt ein Gemälde, welches die Lichterscheinung Christi in den Vordergrund stellt. Die Arbeit, signiert und datiert Bär 1891, gibt diese Tradition in der Bildsprache wieder. Auf die Wächter oder die Frauen am Grab hat der Maler verzichtet und konzentriert sich auf den auferstandenen Christus, der obwohl mit beiden Füßen auf dem Grab stehend gleichsam in den Wolken schwebt. Seine rechte Hand hat er segnend erhoben.

 

Literatur:

Schrade, Hubert: Auferstehung Christi (Resurrectio Domini, Anastasis), in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. I (1937), Sp. 1230–1240 https://www.rdklabor.de/w/?oldid=89962.

Am dritten Tage … Die Auferstehung im Widerschein der Kunst | Lanz Ernst | User im Austria-Forum

Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, revidierte Fassung, S. 574, Stuttgart 2017.