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Die Nadel im Heuhaufen...

Das Seilholz sieht aus wie ein Keil. In der Mitte ist ein Loch. An dem Loch sind Spuren von Seilen. Auf der Seite steht die Jahreszahl 1921. In einem weiteren Loch ist eine Schlaufe. Mit ihr kann das Holz aufgehängt werden.

Seilholz von "1921". Inv.-Nr. 24/324, im Museum seit August 2024. (Foto: Marie Chauveau)

Auf dem Bild ist ein Heubündel. Es wird von einem Seil zusammengehalten. Das Seil ist mit dem Seilholz zusammengeknotet.

Nachgestellt in der Museumslandwirtschaft: Das Seilholz an einem Heubündel. (Foto: Marie Chauveau)

Dieser kleine, unscheinbar anmutende Gegenstand hat viele Namen. In Frankreich wird er „clé à foin“ oder auch „aiguille à foin“ genannt. Diese bildhaften Bezeichnungen lassen sich wörtlich mit Heuschlüssel oder Heunadel übersetzten. Im Deutschen heißt das hölzerne Hilfsmittel ganz einfach Seilholz oder Seilbindekloben. Im Vergleich wirken diese Bezeichnungen beinahe etwas einfallslos, benennen sie doch bloß die zwei Hauptmaterialien: Holz und Seil.

Die Bezeichnung Heuschlüssel hingegen gibt gleich einen Hinweis darauf, wofür man das Objekt verwendet. Denn eingesetzt wurde es zum Verknoten und Festbinden eines Seils zum Heutransport. Zuerst wurde das Seil auf dem Boden in einer geraden Linie ausgelegt. Das Seilholz stieß man mit der spitzen Seite in die Erde. Dann wurde das Heu auf das Seil geschichtet. Hatte der Heuballen die gewünschte Größe erreicht, band man ihn mit dem Seil fest – so blieb alles sicher an Ort und Stelle. Dazu nahm man das Seilende, zog es durch die Öffnung des Seilholzes und befestigte es mittels einer Schlinge um die Spitze herum. War der Heuballen zusammengebunden wurde er auf dem gebeugten Rücken oder auf dem Kopf getragen. Dabei schützte man den Kopf des Trägers oder der Trägerin mit einem Sack oder einer Jacke.

Bevor Heu maschinell mit Ballenpressen mit integrierten Bindesystemen gebunden werden konnten, waren Seilhölzer wie dieses in der Landwirtschaft weit verbreitet. Wem dieses Seilholz gehört hat, wissen wir nicht. Doch die Buchstaben „C.J.“ könnten ein Hinweis auf den ehemaligen Besitzer sein. Die Kennzeichnung mit Initialen erleichterte es, Arbeitsgeräte wiederzufinden, denn wenn die Nachbarn bei der Arbeit halfen, brachten sie meist ihre eigenen Werkzeuge mit. Davon, dass das praktische Hilfsmittel schon eine ganze Weile im Gebrauch war, zeugt nicht nur die durch den Gebrauch speckig gewordene Oberfläche, sondern auch eine eingravierte „1921“. 

Ob die Jahreszahl nach der Herstellung oder erst später eingeschnitzt wurde, ist unklar. Fest steht, dass Seilhölzer früher häufig während der langen Wintermonate in Bergregionen hergestellt wurden. Wie es nach Franken kam, wann und ob es hier überhaupt genutzt wurde, ist leider nicht bekannt.