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Dir ganz nah - ein Trauerbild aus Haar von 1890

Das Bild ist oval. Der Rahmen ist aus Holz. Das Bild zeigt ein Denkmal. Es besteht aus Zweigen und Haaren.

Das Trauerbild erinnert an Barbara Dollinger geb. Werner, geb. 23. April 1813, gest. 13. August 1890. Die an Antike und Christentum angelehnten Motive (Grabmal, Kreuz, Kranz) entstanden aus geflochtenem, geschnittenem und pulverisiertem Haar. 24,5 cm x 21,5 cm; Altbestand des Freilandmuseums, noch nicht inventarisiert. (Foto: Juliane Sander)

Das kleine Totengedenkbild ist ein aus menschlichen Haaren auf eine Glasplatte geklebtes Arrangement. Hauptmotiv ist das an der Antike orientierte Grabmal unter einer Trauerweide, Name und Lebensdaten der Verstorbenen auf der Inschriftentafel.

In unserem Haarbild sind zwei unterschiedliche Haarfarben verarbeitet. Vielleicht ein Verweis auf die gemeinsame Verwendung von Haaren der Toten und eines Hinterbliebenen als Symbol der Zusammengehörigkeit über den Tod hinaus?

Gut sichtbar in der Wohnung aufgehängt, erinnerten solche Bilder an einen verstorbenen Menschen oder an herausragende Ereignisse im Leben (Heirat, Tod). Seit Ende des 18. Jahrhunderts fanden Haare als Zeichen der innigen Verbundenheit auch in der Herstellung von Schmuck Verbreitung.

Sinnbildlichen Wert besaß das Haar durch seine „Pars pro toto-Funktion“: Mit der Gabe des Haares als individuelles Liebesgeschenk und Erinnerungsstück erhielt der Beschenkte stellvertretend einen Teil des Schenkers.

Die Verwendung von Haaren für Schmuck und Bilder beruht auf der seit alters her in der Kulturgeschichte dem menschlichen Haar zugeschriebenen Symbolkraft. Es gilt als Träger der Lebenskraft und besitzt in Glauben, Aberglauben, Mythologie, in Märchen und Legenden, in der Mode und als Standeszeichen vielschichtige Bedeutung. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich nach und nach die Fotografie als Erinnerungsbild.