Dr. Julius Adler
Julius Adler wurde am 29.09.1882 als Sohn des Allersheimers Salomon Adler und seiner Ehefrau Jeanette (Oberndorfer) in Würzburg geboren. Vor Ort besuchte er das Neue Gymnasium, ehe ihn sein Studium der Rechtswissenschaften neben Würzburg auch nach München und Berlin führte. 1909 promovierte er in Würzburg über die „Einwirkung der Wechselbegebung auf das Kausale Schuldverhältnis“ und wurde anschließend nach seinem Vorbereitungsdienst in Nürnberg 1910 in Augsburg als Rechtsanwalt zugelassen. Bald zog es ihn jedoch zurück in die Heimat und so eröffnete er 1911 eine eigene Anwaltspraxis in Würzburg, in der Herzogenstraße 8.
Wie viele andere jüdische Bürger leistete Adler während des Ersten Weltkrieges, von 1915 bis 1918, freiwillige Kriegsdienste. Im Rang eines Vizewachtmeisters (Vizefeldwebels) diente er bei einer Flakbatterie. Dass er sich in der anschließenden Zeit ein enges Verhältnis zum Rest der Familie bewahrte, davon zeugt unter anderem die Erwähnung einer gemeinsamen Urlaubsreise um 1932 mit seiner Schwester Emma Simon und deren Mann Adolf sowie seinem Schwager Oskar Meyer, der im Jahr zuvor seine Frau, Julius Schwester Lilly, verloren hatte.
Unter anderem diese familiäre Nähe brachte ihn jedoch auch ins Visier der Nationalsozialisten. Nachdem er in einer Denkschrift gegen den NSDAP-Zugriff auf die Malzfabrik seines Vetters Willy Adler, die „Mohrsche Malzfabrik A. Blum“, interveniert hatte, wurde er am 11.06.1934 vorgeblich wegen „Wirtschaftssabotage“ und Fluchthilfe in „Schutzhaft“ genommen. Schnell jedoch zeigte sich, dass die Nationalsozialisten eine ganze Liste an Vorwürfen gegen ihn zusammengetragen hatten. So wurde ihm die angebliche Nichterfüllung feuer- und baupolizeilicher Auflagen an den von ihm als Vertreter der Erbengemeinschaft seines Vaters verwalteten Gebäuden Bismarckstraße 19/20, Sanderstraße 6 und Reibeltgasse 14/16 vorgehalten. In letzterem Haus waren zu dieser Zeit die „Sanderlichtspiele“ untergebracht, die Pacht dafür senkte die NSDAP mutwillig auf ein Drittel. Als besonders delikat galten sein angeblicher Hang zum Masochismus sowie seine sexuellen Beziehungen zu zwei nichtjüdischen Schwestern, die Julius auch finanziell unterstützte. Dass beide von aufrichtigen Liebesbeziehungen sprachen spielte dabei keine Rolle. Daneben wurde seine Verhaftung auch als Schutzmaßnahme kaschiert, die Volksstimmung sei bereits so erhitzt, dass seine Sicherheit andernfalls nicht garantiert werden könne.
Bereits am 20.06.1934 wurde Julius Adler ohne Rechtsgrundlage ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Dort wurde er zehn Tage später, am 30.06.1934 im Rahmen des „Röhm-Putsches“ erschossen, später wurde behauptet, er und andere Häftlinge hätten sich mit den an diesem Tag putschenden SA-Männern solidarisiert. Erst im Oktober, vier Monate nach seiner Ermordung, erfuhren auch die Angehörigen Julius Adlers von dessen Tod.
Dr. Julius Adler
Julius Adler was born on 29.09.1882 in Würzburg as a son of Salomon Adler from Allersheim and his wife Jeanette (born Oberndorfer). After being schooled at the „Neues Gymnasium“, he studied law in Würzburg, Munich and Berlin. In 1909 he gratuated in Würzburg with a thesis about „the influence of the negotiation of bills on the causal obligatory relation“. After a preparational service in Nuremberg he was admitted as a lawyer in Augsburg in 1910. However, his affection to his hometown won over and he established a law office in Würzburg in 1911 (Herzogenstraße 8).
Like many other Jewish citizens, Julius volunteered for war services during World War I. From 1915 to 1918 he served with an antiaircraft battery in the rank of staff seargent. In Würzburg, he preserved good relationships with the rest of his family, as can be seen by a holiday journey that Julius went on around 1932 together with his sister Emma Simon and her husband Adolf as well as his brother-in-law Oskar Meyer, who had lost his wife, Julius sister Lilly, a year before.
These close family ties were also part of the reason why Julius was targeted by the national socialists. After he had protested in a memorandum against the NSDAP-influence on the malt-factory of his cousin Willy Adler („Mohrsche Malzfabrik A. Blum“), he was taken into „preventive arrest“ on 11.06.1934 under allegations of economical sabotage and aiding an escape. Soon however it showed that the national socialists had put together a whole list of accusations. He was under the suspicion of not having carried out building inspectors requirements as well as fire safety requirements on the buildings he maintained for the community of heirs of his father (Bismarckstraße 19/20, Sanderstraße 6, Reibeltgasse 14/16). The later was at this time rented to the „Sander-moving picture“, the NSDAP wantonly lowered the rent to a third. Especially delicate were considered his alleged propensity for masochism and his sexual relationships to two non-jewish sisters, whom he also supported financially. The fact that both sisters spoke of honest loving relationships was not considered. The arrest was covered as a measure of safety because of the allegedly heated mood of the public towards Adler.
On 20.06.1934 already, without a legal basis, Julius Adler was transported to the Dachau concentration camp. Ten days later, on 30.06.1934 he was shot during the night of the long knives. Later it was claimed by the Nazis that he and other prisoners had expressed solidarity with the revolting SA-men. It was only in October, four months after his murder, that the relatives of Julius Adler learned about his death.
Quellen:
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken
Strätz, Reiner: Biogaphisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. Würzburg 1989.
Stolpersteine Würzburg
Julius Adler in der deutschsprachigen Wikipedia
E-Mail-Auskunft von David Marblestone
Marblestone, David B.: The Family of Jesaias Oberndorfer and Fanny Bauer