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Ein "Bembel" aus dem Westerwald

Einblicke in die Keramiksammlung | Folge 2

Die Kanne ist rundlich. Sie hat einen Ausguss und einen Henkel. Am Hals ist sie blau bemalt.

Kanne, sog. „Bembel“, Steinzeug mit Salzglasur und Kobaltblaubemalung. Inv.nr. 06/547. Ansicht von vorn. (Foto: Susanne Grosser)

Die Kanne ist rundlich. Sie ist blau bemalt. Sie hat einen Ausguss.

Kanne, sog. „Bembel“, Steinzeug mit Salzglasur und Kobaltblaubemalung. Inv.nr. 06/547. Ansicht von vorn. (Foto: Susanne Grosser)

Aus Steinzeug gern gefertigt wurden nicht nur Vorratstöpfe, sondern auch Kannen. Als „Bembel“ bezeichnet man in Frankfurt bis heute Kannen zum Ausschenken des Apfelweins. Typisch für sie sind ihr ausgeprägter Gefäßbauch, ein relativ weiter Hals und eine Ausgussschnauze – eine Form, die wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam.

Gebrauchskeramik aus Steinzeug wurde meist nicht mit Marken oder Stempeln versehen, so dass sich der Hersteller häufig schwer bestimmen lässt. Eine der wenigen Ausnahmen im Bestand des Museums bildet eine salzglasierte Kanne mit Kobaltblaubemalung mit der Inventarnummer 06/547: Bei ihr ist auf dem Boden ein Blindstempel mit der Inschrift „REINH. MERKELBACH // HÖHR-GRENZHAUSEN“ zu entdecken. Dieser verweist auf die Manufaktur Reinhold Merkelbach in Höhr-Grenzhausen in der Region Westerwald.

Die Region Westerwald, gelegen v. a. in den heutigen Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz, ist seit Jahrhunderten ein Zentrum der Steinzeugproduktion. Begünstigend dafür waren die reichen Tonvorkommen sowie das Vorhandensein von ausreichend Holz für die Brennöfen. Fernhandelswege und der nicht weit entfernte Rhein sorgten schnell für die weite Verbreitung des Westerwälder Steinzeugs – und die Berühmtheit der ganzen Region als sogenanntes „Kannenbäckerland“. Demgegenüber gab es in Franken wegen des Mangels der speziell benötigten qualitätvollen Tone nur recht wenige Orte mit Steinzeugproduktion, so Creußen in Oberfranken oder Römershag/Rhön in Unterfranken.

Die Manufaktur Reinhold Merkelbach in Höhr-Grenzhausen wurde 1845 gegründet. Sie erwarb sich ihr Ansehen insbesondere durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern, die um die Wende zum 20. Jahrhundert unter anderem viele Vorlagen für Objekte im Jugendstil entwarfen. Die Produktion in der Manufaktur wurde 2007 eingestellt.

 

Literatur

Einen guten Überblick zur Geschichte der Steinzeugproduktion im Westerwald bietet die Homepage des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen unter: https://www.keramikmuseum.de/die-sammlung (zuletzt abgerufen am 08.11.2022).

Zur Manufaktur Reinhold Merkelbach vgl. https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327259 (zuletzt abgerufen am 20.09.2022).