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Eine Investition fürs Leben...

Die Nähmaschine ist schwarz und aus Eisen. Sie wird mit einem Fußpedal angetrieben. Oben ist ein Arm, aus dem Nadel und Faden herauskommen. Darunter ist ein anderer Arm. Auf dem kann das Leder zum Nähen abgelegt werden. Die Maschine hat auch eine kleine Schublade.

Schusternähmaschine. Inv.-Nr. 17/222, im Museum seit 2017, Spende von Fam. Berger. (Foto: Frank Wittstadt)

„Schuster, bleib bei deinen Leisten“ – so erinnert ein bekanntes Sprichwort daran, dass man seine Tätigkeiten manchmal besser auf die Dinge beschränkt, die man wirklich beherrscht. Abgewandelt könnte man auch sagen: „Schuster, bleib bei deinem Werkzeug“. Das jedenfalls tat der sudetendeutsche Schuhmachermeister Adolf Singer (*1909 in Graslitz / heute Kraslice, Karlsbader Region). Etwa um 1938 erwarb er die bereits gebrauchte Schusternähmaschine, die fortan eine zentrale Funktion in seinem Arbeitsalltag hatte. Im März 1946 wurde er mit seinen Eltern vertrieben, die Familie nahm wie andere Betroffene sicher nur das Nötigste mit. Dass dazu auch die schwere und sperrige Nähmaschine gehörte zeigt, wie wichtig sie für Singer war!

Die Familie lebte danach zunächst in Ammerndorf und ab 1957 in Oberasbach (beides im Landkreis Fürth). Hier gründete Adolf Singer eine kleine Schusterwerkstatt, von der nichts erhalten geblieben ist – außer der Nähmaschine, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1995 hegte und pflegte. So erklärt sich auch der hervorragende und einsatzbereite Zustand der Maschine, die seine Nachkommen 2017 dem Freilandmuseum spendeten.

Schuster- oder Sattlernähmaschinen unterscheiden sich im Aufbau deutlich von gewöhnlichen Nähmaschinen, wie man sie auch in Haushalten fand und findet. Ihre schwere, robuste Bauweise ermöglicht das Nähen von Leder, bei dem man mehr Kraft und Widerstand benötigt. Der Arbeitstisch ist nicht als Flachbett, sondern als Freiarm ausgebildet – schmal und mit gerundeten Kanten. Dadurch ist es möglich, geformte Werkstücke sauber zu vernähen, selbst wenn die Nähte an schwer zugänglichen Stellen angebracht werden müssen. Praktisch ist das nicht nur für Schuhe oder Sättel, sondern auch für kräftigere Textilien wie Segeltücher und Planen.

Hergestellt wurde die Nähmaschine von der Firma Claes & Flentje im thüringischen Mühlhausen, die von 1862 bis 1926 Nähmaschinen fertigte. Besonders die Schusternähmaschinen, namentlich das auch hier zu sehende Modell „Elastic“, fanden eine weite Verbreitung. Die dafür entwickelte innovative Stichführung wurde 1879 zum Patent angemeldet. Auch in der Sammlung des Freilandmuseums befinden sich noch weitere „Elastic“-Nähmaschinen, unter anderem in der Holzschuhmacherwerkstatt in der Scheune aus Marktbergel (Baugruppe West: Mainfranken-Frankenhöhe).

Herzlicher Dank an Juliane Sander für Hinweise zum Maschinentyp.