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Eine Kinderschürze schützt und schmückt

Die Schürze ist weiß. Sie hat kurze Ärmel. Der Stoff ist gemustert.

„Sonntagsschürze“ aus weißem Batist, Inv.-Nr. 20/419. (Foto: Juliane Sander)

Die Werbung zeigt zehn Schürzen für Kinder. Sie haben verschiedene Muster.

Konfektionsware aus dem Mode-Katalog Warenhaus A. Wertheim, Anfang des 20. Jahrhunderts. „Knaben-Schürzen“ und Schürzen für kleine Kinder bestanden aus strapazierfähigem Material. (Quelle: Mode-Katalog Warenhaus A. Wertheim Berlin, 1903/1904. 2. Nachdruckauflage 1982, S. 53.)

Die zwei Kinder sitzen vor einem Weihnachtsbaum. Der Baum ist geschmückt. Die Kinder tragen Schürzen. Eine Schürze hat einen aufgestickten Anker. Die andere Schürze ist weiß.

Die Kinder unterschiedlichen Alters auf den Fotos tragen kindgerechte Schürzenvarianten. Sogenannte „Knaben-Schürzen“ für Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren konnten vorne, je nach Entstehungszeit, Marine-, Militärmotive, Autos oder Flugzeuge tragen. (Quelle: Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim, Konvolut Menth, Anfang 20. Jahrhundert)

Die fünf Kinder tragen Schürzen. Sie sind unterschiedlich alt. Sie stehen um einen Tisch und einen Stuhl. Auf dem Tisch ist eine Puppenküche.

Weitere Kinder mit Schürzen. Die Fotografien stammen aus dem Nachlass des Fotografen Adam Menth aus Aub im südlichen Unterfranken. (Quelle: Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim, Konvolut Menth)

Ein Mädchen und ein kleinerer Junge stehen neben einem Hund. Sie sind auf einer Wiese. Beide Kinder tragen Schürzen. Die Schürze vom Mädchen hat ein Blumenmuster.

Die Schürzen waren gleichermaßen für drinnen und draußen geeignet. (Quelle: Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim, Konvolut Menth, Anfang 20. Jahrhundert)

Das Bild zeigt drei Schürzen. Sie haben unterschiedliche Muster. Nach diesen Bildern kann man selbst Schürzen nähen.

Schnitte und Arbeitsanleitungen zur Fertigung von Mädchenschürzen aus der Zeit um 1900. (Quelle: Das Buch der Wäsche. Leipzig o. J. Reprint, Augsburg 1992, S. 36)

Auf dem Bild sind Vorlagen. Mit den Vorlagen kann man Schürzen nähen. Die Schürzen sind für Mädchen.

Die Schnitte der „Schürzen für junge Mädchen“ ähneln bereits den Wirtschaftsschürzen für Frauen und bereiteten die Mädchen auf ihre, durch das gesellschaftliche Denken zugewiesene spätere Rolle als Hausfrau oder Dienstmädchen vor. (Quelle: Beyers Grosses Lehrbuch der Wäsche. Reprint nach der Ausgabe von 1927, Augsburg 1993, S. 38)

Das Mädchen trägt eine Schultüte und einen Schulranzen. Es ist mit einer Schürze gekleidet.

Das Mädchen trägt zur Einschulung eine „Schulschürze“. (Quelle: Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim, Konvolut Menth, Anfang 20. Jahrhundert)

Seit Jahrhunderten gehören Zier- und Arbeitsschürzen zur Bekleidungskultur. Während Schürzen im Verlauf des 19. Jahrhunderts in der bürgerlichen Schicht aus der Mode kamen, blieben sie auf dem Land bis weit ins 20. Jahrhundert wesentlicher Bestandteil der Alltagskleidung von Frauen und Männern. Auch Kinderschürzen dienten nicht allein dem Schutz der Kleidung.

An ihren Typen, Tragesituationen und Materialien sind die sich verändernden ländlich-kleinstädtischen Kleidungskulturen und -normen ablesbar. Wie die Schürzen der Erwachsenen, waren sie Bestandteil eines geschlossenen Zeichensystems. In unserem Textildepot befinden sich rund 30 Kinderschürzen. Sie datieren in die Zeit um 1900 bis in die 1950er Jahre.

Die kleine weiße „Hängerschürze“ aus weißem Batist mit eingewebtem Streifenmuster ist selbstgenäht. Am Rücken ist sie mittig offen und hat einen Verschluss mit Perlmuttknöpfen und handgenähten Knopflöchern. Die Größe lässt ihre Trägerin auf ein Alter von etwa zwei bis drei Jahren schätzen. An Sonn- und Feiertagen trugen auch Kinder in bäuerlichen Familien weiße „Sonntagsschürzen“. Ähnliche Schnitte mit der Bezeichnung „Hängerschürze“ finden sich im Buch der Wäsche aus der Zeit um 1900. 

Die Schürzen unterlagen der Mode und zeigen der sozialen Herkunft entsprechend sichtbare Unterschiede. Mädchen und Jungen aus bäuerlichen Familien trugen meist einfache Kittelschürzen, sie waren von klein auf in die Arbeit auf dem Hof eingebunden. Bürgerliche Kinder, die keine Arbeit zu verrichten hatten, trugen im Alltag bessere Kleidung. Zu dieser wurden schlichte weiße, helle oder leicht gestreifte Schürzen über den Kleidern getragen.

Kittelschürzen sind einfach geschnitten, nicht tailliert und spiegeln die Kleidung wider, die im Rahmen der um 1900 einsetzenden sozialen Reform­bewegungen aus gesundheitlichen Gründen propagiert wurde. Modelle für den Alltag bestanden meistens aus strapazierfähigem Material und wurden oft aus Restmaterial oder zweitverwendeten Stoffen geschneidert.

Während Jungen bis etwa zur Schulzeit Schürzen trugen, wurden sie für Mädchen zum Teil ihrer Biographie. Beyers Grosses Lehrbuch der Wäsche von 1927 zeigt für „junge Mädchen“ Schürzen mit Latz und geknöpften oder gekreuzten Trägern. Sie ähneln den Wirtschaftsschürzen für Frauen und bereiteten die Mädchen auf die ihnen zugewiesene spätere Rolle als Hausfrau oder Dienstmädchen vor. Gerade auf dem Land bestimmten überkommene Rollenzuordnungen und Normen die Erziehung und späteren Lebensläufe der Kinder.