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Eine Spinnstube im Gasthaus...

Das Bild zeigt eine Frau. Sie sitzt an einem Spinnrad. Im Hintergrund sitzt noch eine Person auf einer Bank. Es sind ein Schrank und ein Tisch zu sehen. Der Raum hat zwei Fnester. Die Wände sind bläulich. Der Boden ist aus Holz.

War einst Teil der Ausstattung des Gasthauses aus Oberampfrach: Gemälde mit Motiv "Spinnstube". Freundliche Spende von Ursula Goth, im Freilandmuseum seit 2023. (Foto: Frank Wittstadt)

1979/80 fiel der bauliche Startschuss für das Fränkische Freilandmuseum: Ein ehemals herrschaftliches Gasthaus aus dem kleinen Ort Oberampfrach (Landkreis Ansbach) wurde vor seinem Verfall gerettet und im Eingangsbereich des Museums wiedererrichtet. Nur wenige Ausstattungsstücke zogen mit nach Bad Windsheim um, darunter auch ein Gemälde. Als 2003 unerwartet ein Brand im Gasthaus ausbrach, war der Schock groß. Weite Teile des Obergeschosses und des Dachstuhles wurden zerstört, darunter auch eben jenes Gemälde.

Doch dieses war nicht das einzige Werk, das einst in den Räumlichkeiten des Gebäudes einen Platz fand. Ein weiteres verblieb im Besitz der ehemaligen Eigentümerfamilie. Nach über 40 Jahren wurde das Gemälde als Schenkung an das Fränkischen Freilandmuseums übergeben, wo es nun in der Bildersammlung verwahrt wird.

Das Bild zeigt eine ländliche Alltagsszene mit zwei Frauen in einer Stube sitzend, die ihren Handarbeiten nachgehen. Durch das intensive Spiel von Licht und Schatten hebt der Maler die Frau am Spinnrad besonders hervor. Sie ist der Mittelpunkt der Szenerie. Dabei ging es ihm nicht um eine wirklichkeitsgetreue und realistische Darstellung bis ins kleinste Detail. Vielmehr präsentiert er mit diesem Gemälde seine eigene Idealvorstellung des ländlichen Alltagslebens und verklärt diese dadurch – eingebettet in eine Stube, die Schlichtheit und zugleich gehobenen Wohnstandard ausstrahlt.

Der Maler knüpft damit an eine Tradition an, die sich seit den 1860er Jahren großer Beliebtheit in der deutschen Genremalerei erfreute: die Darstellung ländlicher und bäuerlicher Begebenheiten. Bedeutender Vertreter dieser Richtung war unter anderem Wilhelm Leibl (1844–1900), der vor allem Motive aus dem oberbayerischen Raum verarbeitete.

Wenn sich auch der Künstler trotz Signatur im Verborgenen hält und damit eine zeitliche Einordnung erschwert, besitzt das Gemälde dennoch einen besonderen Wert: Es ist Teil einer bewegten Historie des Gasthauses zur Krone aus Oberampfrach.