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Elias Weissbart

Fast schon filmreif liest sich die Lebensgeschichte von Elias Weissbart, und das obwohl sie so beschaulich begann. Am 04.06.1833 wurde der auch als Ascher Ensle bekannte Elias als Sohn des Rabbiners Nathaniel Gabriel Weissbart und seiner Frau Theodora in Allersheim geboren. Da sein Vater jedoch keine der begehrten Matrikelstellen erhalten hatte, war er dennoch formal in dessen Geburtsort Schweinshaupten heimatberechtigt. Am 23.09.1855 wurde Elias bei der Beantragung eines Reisepasses bestätigt, dass er sich auch ohne Heimatberechtigung bis zu seinem 16. Lebensjahr in Allersheim aufgehalten habe.

Offensichtlich war der junge Mann tief geprägt von seinem religiösen Umfeld und strebte danach, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Von 1858 bis 1864 studierte er im nahen Würzburg Orientalische Philologie, wobei davon auszugehen ist, dass er sich vor allem auf Hebräisch spezialisierte. Bereits 1863 bestand er zudem seine Rabbinatsprüfung mit der Gesamtnote „Gut“. Was folgte war eine durchaus ungewöhnliche Findungsphase. So gab Elias Weissbart 1865 an, sich in der Heimat seines Vaters, Schweinshaupten, ansässig machen zu wollen und bekam zu diesem Anlass ein Vermögen von 1800 fl. sowie Einkünfte in Höhe von 400 fl. als Privatlehrer in Würzburg bescheinigt. Nur ein Jahr später schien dieser Plan sich zerschlagen zu haben. Stattdessen wurde nun berichtet, Elias Weissbart habe eine Stelle als Rabbiner der Gemeinde in Kopenhagen zugetragen bekommen und werde diese in Bälde antreten. Ob es dazu je kam ist ungewiss, in Dänemark jedenfalls haben sich bislang keine Überlieferungen finden lassen. Gesichert ist dagegen, dass Elias nach dem Tod seines Vaters für kurze Zeit den Dienst als Friedhofsaufseher und Rabbiner in Allersheim übernahm, diesen jedoch bald darauf an seinen Bruder Abraham weitergab. Zahlreiche Spendenbelege legen nahe, dass sich Elias besonders für russische Glaubensgenossen einsetzte und deren Leid vor Ort lindern wollte.

Seine eigene Zukunft dagegen sah er nun in Würzburg und das nicht ausschließlich als Gelehrter. Ab dem 07.02.1869 bot er bei Bäcker Sauer in der Augustinergasse 14 einen koscheren Mittagstisch für Israeliten an. Wenig später bewarb er sich um die Konzession zum Betrieb einer Schankwirtschaft. Doch schon erfolgte der nächste Schock: Gemeinsam mit seiner Frau Karolina, einer geborenen Hofmann, mit der er insgesam 10 Kinder hatte, von denen jedoch sechs bereits tot geboren wurden oder früh verstarben, hatte er sich entschieden, ein Kindermädchen zu engagieren. Die erst 15-Jährige Elisabetha Schmitt aus Gerolzhofen kümmerte sich unter anderem gegen Weihnachten 1869 um den erst wenige Tage alten Säugling des Paares. Da sie des Geschreis und ihrer Aufgabe jedoch überdrüssig war, mischte sie bis zu sieben Streichholzköpfe in dessen Milch. Bei der anschließenden Verhandlung gab sie an, das Kind gegen sich aufbringen gewollt zu haben um sich so der unliebsamen Aufgabe entledigen zu können. Das Mädchen wurde wegen versuchter Tötung angeklagt, in erster Instanz jedoch vom Bezirksgericht Würzburg zu einem Jahr Haft wegen versuchter Körperverletzung verurteilt worden. In der Berufung wurde die Strafe auf acht Monate reduziert, auf welche die Untersuchungshaft angerechnet wurde.

Als Lehrer und Schankwirt etablierte sich Elias Weissbart in Würzburg, unter anderem Ungarnrotwein wurde bei ihm serviert. 1870 wohnte er mit seiner Familie in der Augustinerstraße 18 bei einem Herrn Mugler, später ist er jedoch auch unter der Adresse Glockengasse 6 gelistet, wo er auch seine Gastwirtschaft betrieb.

Nachdem 1883 seine erste Frau Karoline als Wöchnerin verstorben war, ging Elias eine zweite Ehe ein und heiratete Regina Grünbaum aus Kleinsteinach. Doch der Ehe war kein langes Glück beschieden. Ausgerechnet aus den fernen USA erfahren wir, dass seine Leiche bei Veitshöchheim aus dem Main geborgen wurde, der Tod erfolgte bereits im April 1884. Besonders tragisch war dieser Verlust für seine beiden jüngeren Kinder, diese kamen im Anschluss im Israelitischen Waisenhaus in Fürth unter.

 

Elias Weissbart

 

The biography of Elias Weissbart almost reads as if it was taken out of a movie script, though it began rather placidly. On June 4th of 1833 Elias, also known as Ascher Ensle, was born as a son of rabbi Nathaniel Gabriel Weissbart and his wife Theodora in Allersheim. Since his father had not received one of the rare register places, Elias formally held civil rights in Schweinshaupten, the hometown of his father. On September 23rd of 1855 the authorities confirmed however, that Elias had spent the first 16 years of his life in Allersheim, when he applied for traveling documents.

It seems that the young man was deeply influenced by his religious environment and aimed to follow in his father’s footsteps. From 1858 to 1864 he studied Oriental Philology in the nearby town of Würzburg, probably focussing on Hebrew mainly. In 1863 he additionally passed his rabbinic examination with an overall grade of „Gut“. What followed was a rather unusual identification stage. In 1865 Elias Weissbart claimed to plan to make a home in the hometown of his father, Schweinshaupten. At this time he had a wealth of 1800 fl. and earned around 400 fl. as a private teacher in Würzburg. Only one year later, this plan seems to have been abandoned. Instead newpapers indicate that he had been chosen as the rabbi for the Copenhagen community and would soon begin his work there. It remains unclear, if he ever got to Denmark since Danish sources do not mention him as far as we know. What we do know is that after the death of his father, Elias for a short time lead the community in Allersheim as a rabbi and waching the cemetery, tasks that he soon handed over to his brother Abraham. A number of donations show that Elias was especially concerned with fellow Jews in Russia and tried to improver conditions for them.

His own future, however, he seemingly saw in Würzburg now, and not only as an academic. From February 7th of 1869 on, he offered a kosher lunch for Jews in the shop of baker Sauer in Augustinergasse 14. Soon after he applied for a concession to run a public house. But the next shock was already awaiting: Elias and his wife Karoline, a born Hofmann with whom he had ten children (six of which were born dead or died shortly after their birth) had decided to hire a nanny. Around christmas of 1869 the 15-year-old Elisabetha Schmitt from Gerolzhofen also took care of the newborn of the couple. Stressed by the screaming and her tasks, the girl took the heads of up to seven matches and mixed them into the milk for the baby in order for the baby to dislike her and free her from the unpleasant job. She was charged with attempted murder and sentenced to one year imprisonment for attempted bodily harm. The sentence was later reduced to eight months, acknowlidging also the time already spent in custody.

Elias Weissbart estalished as a teacher and restaurant owner in Würzburg, serving among other things red wine from Hungary. In 1870 he lived under the address Augustinerstraße 18 with his family together with a Mr. Mugler. Later he can also be found under the address Glockengasse 6, under which he also had his restaurant.

After his first wife Karoline had died in 1873 during labor, Elias married for a second time. His bride was named Regina Grünbaum and originally came from the village of Kleinsteinach. But the marriage was not blessed. As we learn from an American newspaper, the body of Elias Weissart was found in the Main River near Veitshöchheim. He died in April of 1884. His death was especially tragic for his two younger children who were sent to the Israelitic orphanage in Fürth afterwards.

 

Quellen

 

Geburten-, Sterbe- und Eheregister der Jüdischen Gemeinde Allersheim.

Leo Baeck Institute Archives: Jacob Jacobson Collection, Box 7, Folder III.1.

Gemeindearchiv Giebelstadt Abt. Allersheim Karton 6.

Personalbestand der Königlich-Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg (1861) SS.

Personalbestand der Königlich-Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg (1860) SS.

Personalbestand der Königlich-Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg (1864) SS.

Personalbestand der Königlich-Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg (1858/59) WS.

Schweinfurter Tagblatt vom 07.04.1866.

Braun, Joachim: Geschichte der jüdischen Gemeinde von Allersheim im Ochsenfurter Gau. In: Würzburger Diözesangeschichtsverein (Hg.): Würzburger Diözesangeschichtsblätter. 69. Band, Sonderdruck. Würzburg 2007.

Der Israelit vom 03.02.1869.

Der Israelit vom 01.02.1869.

Würzburger Stadt- und Landbote vom 02.03.1869.

Würzburger Anzeiger vom 23.02.1869.

Der Israelit vom 24.03.1869.

Aschaffenburger Zeitung vom 14.03.1870.

Neue Würzburger Zeitung vom 14.03.1870.

Würzburger Stadt- und Landbote vom 23.08.1870.

Der Israelit vom 17.07.1872.

Würzburger Stadt- und Landbote vom 12.08.1872.

Der Israelit vom 13.11.1872.

Strätz, Reiner: Biogaphisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. Würzburg 1989.

Stolpersteine Würzburg.

E-Mail-Auskunft von Birgit Merkle (Stadtarchiv Neustadt an der Weinstraße).

Indiana Tribüne, Volume 7, Number 242, Indianapolis, Marion County, 20 May 1884.

Der Israelit vom 26.08.1882.

The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP). Israelitische Waisen-Anstalt in Fürth (Mittelfranken) – D/Fu2 420 + 993.