Ergonomie für die richtige Schlagkraft
Die drei Hämmer haben eine eigenartige Erscheinung. An einem kräftigen, schweren Kopf sitzt ein kurzer, gebogener Stiel, der deutliche Abnutzungsspuren aufweist. Man meint zunächst, dass so ein Hammer weder bei Holz- und noch Metallarbeiten zuträglich sein kann…
Tatsächlich handelt es sich um ein hochspezialisiertes Werkzeug, das bei der Herstellung von Feilen eine zentrale Rolle spielte. Der Feilenhauer schlug mit Hammer und Meißel Hiebe in einem bestimmten Winkel in ein Feilenblatt. Je häufiger er seine Hiebe in das Blatt setzte, umso feiner wurde die Feile. Die Nähe des Stiels am Kopf und sein Winkel unterstützten den Feilenhauer beim zielgerichteten Zuschlagen.
Doch nicht nur die Feilen wurden bearbeitet: Der Feilenhauer trug punktuell Material des Holzstiels ab, um ihn seiner eigenen Hand anzupassen. So entstand ein ergonomischer Griff, der durch den langjährigen Gebrauch des Hammers noch weiter abgenutzt wurde. Besonders das größte hier gezeigte Beispiel erweckt den Eindruck, bald unter seinem eigenen Gewicht nachzugeben.
Früher wurden Feilen vor allem in Gewerken der Metallverarbeitung benutzt, während in der Holzbearbeitung eher gröbere Raspeln zum Einsatz kamen. Die ersten spezialisierten Feilenhauer sind bereits im 14. Jahrhundert in Frankfurt a. M. und in Nürnberg belegt und bildeten sich als Spezialisierung des Huf- und Waffenschmiedes heraus. Daher nannten sie sich zunächst erst Feilenschmiede, später dann entsprechend ihrer Haupttätigkeit Feilenhauer.
Noch heute gelten von Hand gehauene Feilen als hochwertiger und effizienter als ihre maschinell gefertigten Pendants – trotz aller handwerklichen Präzision weisen sie minimale Unregelmäßigkeiten auf, die wiederum für einen gleichmäßigeren Materialabtrag sorgen.
Eine historische Darstellung eines Feilenhauerhammers in Gebrauch aus dem Jahr 1554 findet sich in den Hausbüchern der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen: https://hausbuecher.nuernberg.de/75-Amb-2-317b-5-v/data