Es bleibt... das Hemd!
Die Textilsammlung des Fränkischen Freilandmuseums bewahrt rund 700 Hemden. Die ältesten Beispiele datieren in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Vor allem auf dem Land bestanden sie aus grobem oder feinem Leinen und waren handgenäht. Es gab sie in Weiß oder ungebleichtem Naturton, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend aus weißer Baumwolle. Der traditionelle Schnitt war gerade, weit und lang.
Während der Großteil der Hemden unserer Sammlung aus einheitlichem Stoff gefertigt ist, besteht dieses bis zur Hüfte aus feinem Leinen, das in der Verarbeitung aufwendiger und teurer war. Der untere, in manchen Gegenden „Unterstock“ oder „Hemdstoß“ genannte, nicht sichtbare Teil ist aus grober Ware angesetzt.
Bis ins 20. Jahrhundert blieb das Hemd zugleich „Ober- und Unterhemd“. Es wurde Tag und Nacht getragen. „Unterwäsche“ im heutigen Sinne existierte nicht.
Als in den 1920er Jahren die städtische Frauenmode mit Blusen und Kleidern auf dem Land Einzug hielt, funktionierte das Hemd im herkömmlichen Schnitt nicht mehr. Neuerdings wurde es durch ein „Unterhemd“ ersetzt.
Bei den Männern hatten sich bereits im 19. Jahrhundert städtische Kleidungsgewohnheiten durchgesetzt. Trotzdem erfüllte das Hemd, jetzt mit einknöpfbarem Kragen, Manschetten und Vorhemd, weiterhin seine doppelte Funktion als „Ober- und Unterhemd“.