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Familienbibel mit Exulantenhintergrund...

Die Bibel ist ein großes Buch. Der Einband ist aus Leder. Das Leder ist verziert. Die Ecken des Einbandes haben Metallkappen. Die Kappen schützen den Einband.

Familienbibel, vorderer Buchumschlag. Schenkung: Familie Schrenck; im Freilandmuseum seit 2023, Archiv-Nr. FFM 23157.7 (A). (Foto: Claudia Berwind)

Oben auf dem Einband der Bibel steht der Name des Buchs. Er ist lateinisch. Die Ecken des Einbandes haben Metallkappen. Sie sind verziert. An der Seite hat das Buch einen Verschluss.

Detail des Einbands der Familienbibel. (Foto: Claudia Berwind)

Der Ledereinband ist verziert. An den Ecken sind Schutzkappen. Die Schutzkappen sind ebenfalls verziert.

Detail des Ledereinbands der Familienbibel. (Foto: Claudia Berwind)

Die Seite der Bibel zeigt einen Mann. Er hat eine Rüstung an. Er trägt halblange Haare und einen Schnauzbart. Im Hintergrund sieht man einen Fluss und eine Burg.

Eine Seite der Bibel zeigt Bernhard Herzog von Sachsen-Weimar (1604-1639), protestantischer Feldherr des Dreißigjährigen Krieges und zeitweise Herzog von Franken. (Repro: Claudia Berwind)

Die Seite der Bibel zeigt einen Kurfürsten. Er hat verzierte Kleidung an. Er trägt halblanges Haar und einen Schnauzbart. Neben ihm ist ein Wappen. Auf einer Kommode liegt ein Hut. Ein Medaillon zeigt Wolken, einen Kranz und ein Herz mit einem Auge.

Auch diese Seite zeigt einen Kurfürsten, zugleich "Herzog zu Sachsen / Jülich Cleve und Berg" jedoch ist sein Name ausgerissen. (Repro: Claudia Berwind)

Dem Müllerssohn Johannes Schrenck aus dem Waldviertel in Niederösterreich haben wir es zu verdanken, dass dieser bibliophile Schatz den Weg ins Fränkische Freilandmuseum gefunden hat. Wäre der junge Mann nicht seines Glaubens wegen im 17. Jahrhundert in die Fremde aufgebrochen, um letztendlich in Franken ein neues Zuhause zu finden, gäbe es wahrscheinlich weder diese Bibel noch die Aumühle: das Verwaltungsgebäude des Museums.

Der Exulant Johannes Schrenck hat das Gebäude bei Ansbach-Eyb wiederaufge-baut und eine Müllersdynastie begründet. Sein Sohn Johannes Kaspar Schrenck kaufte im Jahre 1699 diese Luther-Bibel und ließ den schweinsledernen Einband dementsprechend gestalten. Die Familie war stolz auf ihr evangelisches Erbe, das sie aus Österreich mit nach Franken gebracht hatten. Als Müller und Wassergrafen waren sie auch wohlhabend genug, um sich eine ganz besondere Bibel-Ausgabe leisten zu können.

Eine sogenannte „Kurfürstenbibel“ ist es geworden. Gedruckt und verlegt wurden diese Bibeln von der Familie Endter in Nürnberg. Im Jahre 1641 gab der sächsische Herzog Ernst der Fromme eine besondere Bibel in Auftrag, darin enthalten 11 ganzseitige Porträts von protestantischen Kurfürsten der Reformationszeit, zahlreiche bebilderte Zwischentitel und doppelblattgroße Landkarten als Kupferstiche. Es sind die am häufigsten anzutreffenden Familienbibeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert – also die gängigste, aber nicht unbedingt die günstigste Bibel zu der Zeit, als Johannes Kaspar Schrenck sie erwarb. In diesem Exemplar sind leider nur noch zwei Kurfürsten zu finden und auch ein paar der Titelblätter fehlen. Eine Metallschließe ist noch funktionstüchtig und die Beschläge sind alle vorhanden. Insgesamt ist sie für ein über 300 Jahre altes Buch noch gut erhalten und zeigt auch, dass das Buch wirklich verwendet und gelesen wurde.

Die Bibel blieb in der Familie bis 2023, also noch länger als das Wohnhaus der Familie, die Aumühle. Diese wurde 1989 ins Fränkische Freilandmuseum versetzt, um dort als Verwaltungsgebäude zu dienen.