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Georg Michael Rothstein

Abbildung von der Taufrede anlässlich der Konvertierung von Manasses Rothstein vom 04. August 1822

Eine echte Allersheimer Institution war Georg Michael Rothstein. Geboren wurde er 1795 im kleinen Ort als Manasses Rothstein als Sohn von Samuel Wolf und seiner Frau Rachele Rothstein. Diverse Male zog er innerhalb des Dorfes um, blieb seinem Heimatort dabei jedoch stets treu.

Und das obwohl er sich mit seinen Entscheidungen nicht nur Freunde machte. Denn 1822 entschloss sich der junge Mann, seinen jüdischen Glauben abzulegen und sich vom Gaubüttelsbrunner Pfarrer Remlein christlich taufen zu lassen. Obgleich die anderen Mitglieder der jüdischen Gemeinde und vor allem seiner Familie alles dafür taten, um Rothstein von seinem ursprünglichen Glauben zu überzeugen, ließ dieser sich nicht von seiner Entscheidung abbringen. Seine verwitwete Mutter, so wird berichtet, weinte bittere Tränen. Manasses nahm den Namen seines Taufpaten an und nannte sich fortan Georg Michael.

Beruflich strebte Georg Michael Rothstein danach, das Metzgerhandwerk zu erlernen. Sicher sein konnte er sich dabei der Unterstützung der Gemeinde, die in Form des Armenpflegschaftsrates die Hälfte seines Lehrgeldes übernahm. Die Hilfe sollte sich auszahlen: Im Jahr 1840 baute Rothstein in Allersheim das Gasthaus Zum Ochsen, das bis etwa 1900 in der Familie blieb und anschließend in den Besitz der Familie Väthröder überging. Auch weiterhin konnte er sich des guten Willens des Armenpflegschaftsrates sicher sein, der unter anderem am 23.08.1851 sein Gesuch zur Erteilung einer Gastwirtschaftskonzession positiv bewertete. Offensichtlich galt der Garküchner und Gastwirt als Vorbild der Integration in die christliche Gemeinde, was dazu führte, dass er im Jahr 1853 zum Vormund des Jungen Sixtus Neuburger bestimmt wurde. Ein großes Vermögen jedoch brachte ihm das Gasthaus eher nicht, als ein Jahr darauf eine Ruhr-Epidemie in Allersheim ausbrach, musste Rothstein als einer der Armen vom Amt versorgt werden.

Dennoch konnte er sich im Ort ein Zuhause einrichten. Gemeinsam mit seiner christlichen Frau Maria Eva Loesch und den fünf gemeinsamen Kindern Anna Margaretha, Georg(e) Michael, Georg Josef, Theresa und Barbara war er ein etabliertes Mitglied der Gemeinde. Geschäftlich suchte Georg Michael Rothstein zeitlebens nach Möglichkeiten, sein Geschäft zu erweitern. Am 10.02.1857 etwa gab er an, eine Lizenz für den Handel mit Rauchhäuten erwerben zu wollen. Fünf Jahre später verstarb er. Was zurückblieb waren ein gutgehendes Gasthaus und die Nachkommen eines Mannes, der mit seiner Entscheidung zum Übertritt die Familiengeschichte nachhaltig verändert hatte.

 

Georg Michael Rothstein

 

Georg Michael Rothstein was a true institution in Allersheim. He was born in the small village in 1795 as Manasses Rothstein as a son of Samuel Wolf and his wife Rachele Rothstein. He changed houses several times but always kept living in Allersheim. Some of his decisions however were highly controversial, especially when in 1822 the young man decided to get baptized by pastor Remlein from Gaubüttelsbrunn and become a Christian. Fellow members of the jewish community tried their best to convince him to remain within his jewish faith but Rothstein stayed with his decision, causing his widowed mother to cry desperately. Manasses chose to carry the name of his godfather and from this day one named himself Georg Michael.

Professionally, Georg Michael Rothstein aspired to become a butcher. He was supported by the community, which took over half of the costs for his apprenticeship in form of the council for poor relief. And the support paid off: In 1840 Rothstein established the inn „Zum Ochsen“ in Allersheim, which remained within the family until around 1900 when it was kept in business by a family named Väthröder. Throughout the time, Rothstein could be sure of the support of the council for poor relief, which among other things supported his request for a conzession to keep an inn on August 23rd of 1851. It seems that the cook and inn-keeper was seen as a role model for integration into the Christian community, which caused that he was named as the custodian of the young Sixtus Neuburger in 1853. Earning a fortune however was not possible with the inn. When one year later a bloody flux pandemic raged in Allersheim, Rothstein was among those poor who were supported by the administration.

But he had managed to establish a home in the village, where he lived together with his christian wife Maria Eva Loesch and their five children Anna Margaretha, Georg(e) Michael, Georg Josef, Theresa and Barbara and was an honored member of the community. Throughout his life he searched for ways to increase his business, for example on February 10th of 1857, when he claimed to want to acquire a license for trading smoked skins. Five years after he died. What remained was a thriving inn and the descendants of a man, who had strongly changed the familie’s history with is decision to become a Christian.

 

Quellen

 

Gemeindearchiv Giebelstadt Abt. Allersheim Karton 28 Akt 9.

Remlein, J. M.: Der Taufbund : Rede bei dem Uebertritte des Israeliten Manasses Rothstein von Allersheim zur christkatholischen Religion am 4. August 1822.

Geburten-, Sterbe- und Eheregister der Jüdischen Gemeinde Allersheim.

Staatsarchiv Würzburg.

Braun, Joachim: Geschichte der jüdischen Gemeinde von Allersheim im Ochsenfurter Gau. In: Würzburger Diözesangeschichtsverein (Hg.): Würzburger Diözesangeschichtsblätter. 69. Band, Sonderdruck. Würzburg 2007.

Gemeindearchiv Giebelstadt Abt. Allersheim Karton 56.

Engert, Ludwig: Chronik der Marktgemeinde Allersheim. Würzburg 1993.*

Gemeindearchiv Giebelstadt Abt. Allersheim Karton 6.

Gemeindearchiv Giebelstadt Abt. Allersheim Karton 17 Akt 1.

Family Search – Genealogische Datenbank.

United States Census, 1880, New York, New York, New York, ED 199.

Find a Grave – Onlinedatenbank.

Würzburger Stadt- und Landbote vom 15.11.1866.

New York, Kings County Estate Files, 1866-1923. Kings County, Ro, Rothstein, George M (1905).

Würzburger Stadt- und Landbote vom 05.10.1864.

Würzburger Abendblatt vom 05.10.1864.

 

*: Die von Ludwig Engert vorliegende Chronik gibt in Teilen antisemitische Erzählungen und Stereotype wieder. Ihr Quellenwert ist somit vorsichtig zu beurteilen und das Werk ist in jedem Fall quellenkritisch zu hinterfragen.