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Geweihte Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt

Am 15. August ist Mariä Himmelfahrt...

Kräuterstrauß mit Königskerze, Getreide, Wegwarte, Klee, Schafgarbe, Wermut, Beifuß, Ringelblume und Lein

Arnika-Blüte

Arnika

Tausendgüldenkraut

Johanniskraut

Alant

von Juliane Sander M. A.

 

Katholisches Hochfest

Maria Himmelfahrt wird in der katholischen Kirche als Hochfest Maria Aufnahme in den Himmel gefeiert. In den katholischen Gemeinden des Saarlands und Bayerns ist es ein gesetzlicher Feiertag. In der Ostkirche wurde dieses Fest bereits vor dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 gefeiert. Spätestens seit dem 7. Jahrhundert wurde es von der Westkirche übernommen. Durch die Erhebung zum Dogma im Jahr 1950 durch Papst Pius XII. erhielt die Feier eine noch größere Bedeutung. Die evangelischen Kirchen gehen nicht von einer leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel aus. Sie sehen diesen Tag als Todestag Mariens oder als Gedenktag an. 

Kräuterweihen zur Berufung von Gottes Schutz und Hilfe

Früher gab es auch andere Feste, die mit einer Kräuterweihe in Zusammenhang standen. Inzwischen sind nur noch für Maria Himmelfahrt, auch Großer Frauentag, Büschelfrauentag oder Maria Würzweihe genannt, regional unterschiedliche Bräuche der Kräuterweihe überliefert. Durch diese würden die Kräuter heil- und schutzkräftig, so glaubte man.

Der Ursprung des Brauchs der Weihe sogenannter Kräuterbuschen (Kräutersträuße), wird in heidnischen Erntefesten gesehen, die im Zuge der Christianisierung übernommen wurden. Der Zusammenhang zwischen der Kräuterweihe und der Feier Maria Himmelfahrt ist nicht belegt. Die Zeit des Festes mitten im Sommer, in der das Getreide reif ist, die Natur am üppigsten ist und medizinisch gebrauchte Kräuter durch den hohen Sonnengenuss besonders hohe Wirkstoffgehalte und damit heilende Wirkung besitzen, lässt eine Verbindung des Festes mit Kräutern vermuten. Im Hohen Lied Salomons in der Bibel wird Maria als „Blume des Feldes und Lilien in den Tälern“ und als „guter und heiliger Acker“ benannt, der eine gute Ernte bringt.

Ein früher Beleg für die Kräuterweihe findet sich im Sachsenspiegel des 13. Jahrhunderts: „…dat is zu Krudemisse [=Kräutermesse, -weihe] unser liben Frawn, als sei to himel voer“, ein weiterer für den  damit in Verbindung stehenden Heil- und Schutzglauben im Weltbuch des Sebastian Franck von 1534: „…an unser frawen himmelfahrt da tregt alle welt obs  / büschel allerley kreuter / in den kirchen zu weihen / für alle sucht und plag uberlegt / bewert. Mit disen kreutern geschicht seer vil zauberey…“.

Kräftige Kräuter

Die Kräuter wurden von Frauen, manchmal von Kindern, im Garten oder in der Flur gesammelt und zu einem Strauß zusammengefügt. Es handelt sich bis heute um Heilpflanzen, deren Wirkung noch bekannt ist, sowie um Pflanzen, über die das Wissen inzwischen verloren gegangen ist. Arten und Anzahl variierten regional. Ältere Quellen geben 7 oder 9 an, Beispiele aus Oberfranken nennen zwischen 12 und über 30 Arten, für andere Regionen ist die Verwendung von 77 überliefert.

Typische Pflanzen waren Alant, Dill, Eibisch, Wermut, Beifuß, Johanniskraut, Schafgarbe, Rainfarn, Königskerze, Kamille, Thymian, Baldrian, Eisenkraut, Odermennig, Klee, Ringelblume, Kümmel, Wegwarte, Arnika, Augentrost, Lein, Pfefferminze, Amarant, Tausendgüldenkraut, Haselnuss sowie die Getreidesorten. Die Zusammenstellung hing von den vor Ort vorkommenden Pflanzen und dem Bestand an Arten mit besonderer Wirkung ab.

Aufbewahrung und Verwendung der Kräuterbuschen

Nach der Weihe wurde der Kräuterstrauß zuhause zum Trocknen aufgehängt. Zur Verwendung und Aufbewahrung gab es verschiedene Traditionen. In der Oberpfalz wurde er auf dem Dachboden verwahrt, anderswo kam er in die Stallungen, wurde an das Stubenkruzifix gesteckt oder über der Haustür befestigt.

Einzeln aus dem Strauß gezupft, zerrieben, zum Einnehmen, ins Feuer geworfen oder auf glühende Kohlen gelegt zum Räuchern, sollten die gesegneten Pflanzen das ganze Jahr über Familie und Vieh vor Unheil und Krankheit schützen.

Überlieferungen aus Unterfranken berichten, dass nach der Geburt eines Kindes in Kammer und Wohnzimmer neun Tage lang mit Stückchen vom Würzbüschel geräuchert wurde, indem man sie auf Kohlen bröselte. Auch nach der Geburt eines Kalbes glaubte man an die reinigende und schützende Wirkung des Rauches der Kräuter: Nach dem Kalben wurde im Stall neun Tage mit Blumen aus dem Kräuterstrauß geräuchert, man räucherte unter dem Euter und dann im ganzen Stall. Weiteren Schutz erhoffte man sich vor Gewitter und vor Hagel. Dem Tee aus den geweihten Kräutern wurde eine große Heilwirkung zugesprochen.

Und heute?

Bis heute gehört die Kräuterweihe in der katholischen Kirche zu den Sakramentalien und ist ein wichtiger Brauch im Kirchenjahr. Neben Bistümern und Erzbistümern berichten Gemeinden und Portale, die sich auf die Vermittlung von Kulturgeschichte und Glaubenskultur spezialisiert haben, ausführlich darüber.