Grob gefertigt und gut beschlagen...
Der Gegenstand scheint schon einiges mitgemacht zu haben, denn ihm fehlt ein Bein, das durch einen Metallbolzen ersetzt wurde. Kurioserweise ist die Holzoberfläche mit Nägeln übersät. Schön ist das grobe Objekt nicht – es erscheint durch und durch zweckdienlich.
Es handelt sich um einen Bock, der in einer Schmiede beim Beschlagen von Hufen benutzt wurde. Der Schmied legte den Huf des Tieres auf die zungenförmige Stütze, so dass er die Arbeiten am Huf mit mehr Halt und Widerstand ausführen konnte. In diesem Fall scheint er kaputte oder verbogene Nägel einfach in den Bock selbst eingeschlagen zu haben – vielleicht, damit sie nicht herumlagen und so eine Gefahr darstellten.
Damit ein Schmied den Hufbeschlag durchführen durfte, musste er eine teure und anspruchsvolle Ausbildung absolvieren, in der neben der Technik auch Tiermedizin und Anatomie zu den Lehrinhalten gehörten. Kein Wunder: Der Schmied trug beim Beschlagen der Hufe eine enorme Verantwortung, denn gesunde Zugtiere gehörten zum wertvollsten Besitz eines Bauernhofes.
Dieser Hufbeschlagbock stammt aus der Schmiede von Johann Gottfried Dorn, dem letzten Schmied von Westheim, wenige Kilometer westlich von Bad Windsheim gelegen. Das Freilandmuseum hat seine Werkstatt mitsamt Inventar in der Baugruppe Mainfranken-Frankenhöhe wiederaufgebaut. Neben Amboss, Esse, Hämmern und Zangen ist dort auch noch ein weiterer, nicht weniger pragmatisch ausgeführter Hufbeschlagbock zu sehen.