Gute Geister unterm Kirchendach
Wie wird eigentlich sichtbar, was wir an Pfingsten feiern? Im Museum Kirche in Franken im Fränkischen Freilandmuseum gibt es dazu jährlich die „Feuerzungen“ zu sehen – ein Kunstwerk von Andrea Thema aus wehenden roten Stoffbahnen, die durch das sogenannte Pfingstloch vom Dach in den Altarraum der Spitalkirche zum Hl. Geist herunterhängen.
Und wie werden die Menschen sichtbar, die am Anfang der Coronakrise noch beklatscht wurden? Wie werden die sichtbar, die gerade in Zeiten, in denen Zuspruch, soziale Kontakte und gemeinschaftliche Aktionen so wichtig wären, oft Isolation und negative Aufmerksamkeit in Zusammenhang mit Ausbrüchen und Inzidenz-Zahlen erfahren haben?
Mit einem “Outreach”-Programm wollten wir auf all diese Fragestellungen eine Antwort finden. Denn die guten Geister, die in den Senioreneinrichtungen zwischen Tauber und Aisch leben und arbeiten, konnten aufgrund der in den letzten Monaten bestehenden Beschränkungen nicht zu uns ins Museum kommen. Auch das Museumsteam konnte nicht in die Einrichtungen gehen. So wurden eifrig Texte geschrieben und Bilder herausgesucht, die das Museum vorstellen und das Pfingstgeschehen anhand von Heilig-Geist-Loch, den Feuerzungen und der Taube als Symbol beleuchten. Das Team stellte sich in einem eigens gedrehten Video vor und kam so zumindest virtuell in die Aufenthaltsräume der 18 teilnehmenden Einrichtungen. Die erste Fragestellung war somit zum Teil beantwortet.
Pfingsten kann auch “gemeinsam etwas schaffen” bedeuten. Der zweite Teil des Programms beinhaltete eine (manchmal etwas knifflige) Mitmachaktion. Den Paketen mit Texten, Bildern und Videos war eine Menge buntes Papier beigelegt, aus dem die Senioren und Seniorinnen auch mithilfe eines Faltvideos eifrig Tauben falteten oder ausschnitten. Die fertigen Kunstwerke holten wir bei den Einrichtungen ab und seit Pfingsten schweben nun hunderte Tauben unterhalb des Kirchendachs der Spitalkirche. Sie fliegen geradezu auf die Feuerzungen im Altarraum zu und erweitern somit das Kunstwerk von Andrea Thema.
Wir freuen uns, dass wir durch diese Aktion in den Einrichtungen ein Stück weit bilden und vermitteln durften und gleichzeitig die Bewohner/innen zusammen mit Betreuer/innen und Heimleitungen aktiv an einem kulturellen Projekt teilhaben konnten. Nun sichtbar durch die vielen Tauben und auch durch die vielen Fotos und Bilder, welche die Akteure und Akteurinnen mit den Tauben mitschickten.
Wir hoffen nun auf viele Besucher, die sich ebenso wie wir für das sichtbar gewordene Miteinander trotz Abstand und schwerer Zeiten begeistern lassen. Die Installation kann noch bis Ende Juni im Museum Kirche in Franken bewundert werden.