Hausforschung zum Nachspielen?
Hausmodelle von Rudolf Helm, Inv.-Nr. 25/120; Spende von Wolf Helm, im Museum seit 2017. Die Gebäudemodelle sind nicht in einem einheitlichen Maßstab angefertigt worden. Die meisten lassen sich echten, zum Teil nicht mehr existenten Vorbildern zuordnen. Manche sind scheinbar nicht fertig gestellt worden. Unten rechts ist die vollständig dargestellte Hofanlage aus dem Nürnberger Stadtteil Sack zu sehen. Für das Foto wurden die Häuser frei angeordnet, sie bilden keine typische Siedlungsstruktur ab. Die Kirche ist leider nicht beschriftet. (Foto: Sophia Steinhilb & Thamires Caetano)
2017 erhielt das Fränkischen Freilandmuseum dieses Ensemble an Miniaturhäusern, das historische ländliche Gebäude des Nürnberger Umlandes nachbildet. Neben mehreren Bauernhäusern und Scheunen sind eine Kirche sowie Bäume und Zäune zu sehen. Die rot gefärbten Dächer stellen eine harte Eindeckung mit Ziegeln dar, die gelbgrüne eine weiche mit Stroh. Die Außenwände sind zum Teil sehr detailliert gestaltet: Bauweisen wie Fachwerk, steinerne Mauern oder ausgeblockter Ständerbau sind gut zu erkennen. Die Mehrheit der Häuschen lässt sich echten Vorbildern zuordnen, wie entsprechende Beschriftungen an der Unterseite verraten. Vermerkt ist auch, welche Gebäude bereits abgebrochen worden sind.
Die Modelle stammen aus dem Nachlass von Rudolf Helm (1899-1985), einem Hausforscher, der sich vor allem zwischen 1929 und 1938 intensiv mit dem historischen Baubestand der Dörfer um Nürnberg befasst hat. Er hat nicht nur die Baugefüge, sondern auch die Veränderungen der Häuser und ihren historischen Kontext beschrieben. Die Ergebnisse veröffentlichte er zusammen mit zahlreichen Zeichnungen 1940 in seiner Publikation „Das Bauernhaus im Gebiet der freien Reichsstadt Nürnberg“, die 1978 unter dem Titel „Das Bauernhaus im Alt-Nürnberger Gebiet“ noch einmal neu aufgelegt wurde.
Es ist nicht mehr bekannt, zu welchem Anlass die Modellhäuser gefertigt wurden – sie bilden in jedem Fall eine repräsentative Auswahl lokaler Bauphänomene. Es handelt sich um Einzelbeispiele; lediglich eine Hofanlage aus dem Nürnberger Stadtteil Sack rund um das 1785 abgerissene Wohnhaus des Conrad Fleischmann mit Scheune und Hofkasten liegt vollständig vor.
Manche der Gebäude sind noch heute an ihrem Ursprungsort erhalten, etwa die um 1700 errichtete Scheune Geichsenhof 2 (auf dem Foto links neben der Kirche). Das „Schwedenhaus“ aus Thon von 1551 ist heute im Fränkischen Freilandmuseum eingelagert (hinten in der Mitte); der Stadel aus den Gärten hinter der Veste von 1555/56 wechselte den Standort und befindet sich heute in Mittelbüg (ganz hinten rechts).