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Historische Bau- und Materialforschung - eine nie endende Aufgabe...

Teil 1 der Serie: Historische Bau- und Materialforschung im Fränkischen Freilandmuseum

 

Das Fränkische Freilandmuseum ist seit seiner Gründung durch den Bezirk Mittelfranken 1976 ein Museum für die ländliche Bau- und Wohnkultur, das sich zum Ziel setzt, den bauhistorischen sowie soziokulturellen Stellenwert ländlicher Architektur zu bewahren.

Die Werkstatt enthält Schränke. Ein Schrank ist eine Absauganlage.

Die Werkstatt für Historische Bau- und Materialforschung sowie Baurestaurierung bietet modernste Arbeitsbedingungen. Eine Absauganlage hält die Raumluft sauber; im Digestorium können giftige Dämpfe und Ausdünstungen, die im Zuge von Befundungen entstehen können, sofort abgezogen werden. (Foto: Dieter Gottschalk).

Hintergrund war die wachsende Zahl durch Abriss oder unangemessener Sanierungen nachhaltig betroffener Gebäude im ländlichen Raum seit den 1960er und 1970er Jahren. Eine Antwort auf diese Entwicklung war die Transferierung von Gebäuden in ein Museum. Heute zählt das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim über 130 bauliche Anlagen, mit denen sich die Bau- und Alltagskultur in nachgestellten historischen Haus- und Kulturlandschaften der unterschiedlichen fränkischen Regionen repräsentiert. Sie sind zugleich Quellen der Forschung und Exponate.

Mit jedem Abbau eines Gebäudes und dessen Aufstellung in einem Museum ist wieder ein Gebäude vor dem Verschwinden gerettet. Aber, und davon weiß jeder Bauherr ein Liedchen zu singen: Mit der Fertigstellung eines Gebäudes fängt der nie endende Bauunterhalt erst an. In der Größenordnung eines Häusermuseums ist diese Problematik noch um einige Potenzen höher anzusetzen.

Die Aufgaben und Probleme im freien stehender Architekturobjekte reichen von der einfachen Zaunreparatur am Hausgarten bis zur Sanierung der Grundsubstanz aufgrund von Schäden am Gebäudekörper selbst – und hier wiederum von der Dachreparatur über Schäden am Holzgerüst oder Mauerwerk eines Gebäudes bis hin zu Grundbrüchen an der Gebäudegründung.

Längst hält die moderne Baustoffindustrie für diese Zwecke der Gebäudesanierung eine breite Palette genormter Produkte bereit. Leider sind die in nur begrenztem Umfang für den Einsatz im Altbauerhalt geeignet. Wer genau hinschaut, erkennt auch warum und bemerkt, dass die Baukultur über Jahrhunderte in ganz besonderem Maße durch die Natur und den Materialien ihrer Regionen eine lokale Prägung erfahren haben.

So hat man eben ein mainfränkisches Bauernhaus mit Muschelkalk gemauert. Für den Mörtel hat man die Sande den Mainauen entnommen. Wie anders zeigt sich da der historische Hausbau am südlichen Rande des Steigerwaldes, wo der grüne Schilfsandstein zusammen mit Gipssteinen als Baumaterial dominiert. Und auch dort finden sich natürliche Sande, die den alten verputzten Hausoberflächen dieser Region ihr eigenes Gefüge an Struktur und Farbigkeit verliehen haben und sich somit von anderen Regionen unterscheiden. Bausteine und Mörtel sind aber nur zwei Beispiele, um auf die Vielfalt lokaler Baustoffe und ihrer landschaftlich geprägten Eigenheit aufmerksam zu machen. Eine Liste mit Vergleichen dieser Art ließe sich beliebig verlängern.

Die Erforschung des Historischen Bauwesens hat mit den neuen Restaurierungswerkstätten des Fränkischen Freilandmuseums eine zunehmende Bedeutung erhalten. Sie ist nicht zuletzt dem Anspruch geschuldet, im Umgang mit historischer Bausubstanz zumindest auf musealer Ebene auf industriell vorgefertigte Baustoffe weitgehend zu verzichten, um die Authentizität historischer Bauten möglichst lang zu bewahren.