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Josef Fromm

Deutsches Haus bei der Weltausstellung St. Louis in Form von Schloss Charlottenburg.

Das Deutsche Haus auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 hatte die Form von Schloss Charlottenburg. Josef Fromm war Mitglied der Jury für Lebensmittel.

Mit der heutigen Biografie rufen wir einen Mann zurück ins kollektive Gedächtnis, der einst zu den bekanntesten Bürgern der Stadt Frankfurt zählte, heute jedoch weitestgehend in Vergessenheit geraten ist: Josef Fromm. Geboren wurde er 1853 im nahen (Bad) Homburg als erster Sohn von Seligmann Pinchas und Rachel Fromm, einer geborenen Bamberger. Er war somit ein Enkel der Allersheimerin Kela Stern.

Für Josef war der Kaufmannsberuf ausersehen und schon früh bemühte er sich, auf diesem Gebiet auch abseits der gewöhnlichen Pfade Erfahrungen zu sammeln. So hielt er sich beispielsweise als junger Mann kurzzeitig in London auf, ließ sich jedoch später in Frankfurt am Main nieder. Geprägt von seinem streng religiösen Elternhaus setzte auch Josef sich zeit seines Lebens mit religiösen Thematiken auseinander, etwa als er 1872 Geld für Glaubensbrüder in Persien spendete oder als er sich, inzwischen bereits zum Mann gereift und seit 1883 mit seiner Frau Rebecca, einer geborenen Weil, verheiratet, in den 1890er-Jahren auf nationaler Ebene für ein Fortführen des traditionellen Schächtens einsetzte. Auch der Palästinensische Hilfsverein fand in ihm einen engagierten Spender.

Doch auch abseits religiöser Fragestellungen wurde Josef Fromm aktiv. Unter anderem zählte er zu den Gründungsmitgliedern des Frankfurter Vereins für Statistik und Demographie der Juden. Dass er sich auch in diesen Jahren die Lust am Reisen nicht nehmen ließ, zeigt beispielhaft der Umstand, dass er 1898 zur Beerdigung seines Vaters eigens aus Konstantinopel angereist kam. Inzwischen war er selbst dreifacher Vater und auch seine Kinder Bella, Betty und Fritz waren wohl beim Begräbnis anwesend. Eine solch universelle Bildung wie die von Josef Fromm sprach sich schnell herum und so wurde er unter anderem an der Vorbereitung einer Palästina-Ausstellung in Frankfurt beteiligt.

In seinem eigentlichen Geschäftsleben jedoch eiferte er seinem Vater nach. Mit dem Vertrieb von Frucht- und Beerenweinen verdiente sich Fromm ein ansehnliches Auskommen. Seine Produkte erfreuten sich solcher Beliebtheit, dass er im Laufe seines Geschäftslebens zum Hoflieferanten ernannt wurde. Dass dieses Geschäft für den Staat mehr Vorteile mit sich brachte als bloß qualitätvollen Wein zeigt sich etwa an der Verleihung des Kronenordens IV. Klasse am 21.04.1905, der Fromm aufgrund seiner Verdienste um die Landwirtschaft zugesprochen wurde. Zu dieser Zeit betrieb dieser eine Fabrik in der Darmstädter Landstraße 250 und war privat unter der Adresse Hanauer Landstraße 44 gemeldet.

Wie viele seiner Zeitgenossen verspürte Josef Fromm den Drang, sich auch aktiv für die Belange seiner Heimatstadt einzusetzen. Ab 1908 tat er dies als Stadtverordneter für die Fraktion der Mittelständler. In der Folge erhielt er weitere Auszeichnungen, wie 1908 vom Kaiser die Südwestafrika-Gedenkmünze. Im März des Folgejahres zählte Josef Fromm zu jenen, die sich für eine Reform der Frankfurter Gemeindeverfassung stark machten.

Allein die unzähligen Auszeichnungen zeichen das Bild eines in der Öffentlichkeit hoch angesehenen Kaufmanns: Am 25.08.1911 etwa verlieh ihm der Großherzog von Hessen das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens Philipps des Großmütigen. Im Februar 1912 gesellte sich dazu das Offizierskreuz des Belgischen Kronenordens. Seine Popularität steigerten zudem zahlreiche Ehrenämter, so war er bereits 1913 Mitglied im Zentralverein Jüdischer Gemeindemitglieder in Frankfurt, dem er zwei Jahre darauf gar als Vorstandsmitglied diente. Sein Ansehen legte er im November 1914 für zahlreiche russischstämmige jüdische Familien in Frankfurt in die Waagschale, die aufgrund ihrer Herkunft interniert werden sollten.

Josef Fromm galt laut Zeitgenossen nicht nur als eine der bekanntesten Persönlichkeiten Frankfurts, sondern auch als bester Fachmann der Stadt in Verkehrs- und Ausstellungsfragen. Seine politischen Hauptsorgen waren die Hebung des Handwerks sowie die Verbesserung der Lebensumstände der ärmlichen Spessartbevölkerung. In letzterem Punkt trug er selbst erheblich zu einer Verbesserung der Lage bei, indem er den armen Bauern ein ansehnliches Auskommen durch den Ankauf von Waldbeeren für seine Fruchtweine bescherte und ihnen damit einen neuen Geschäftszweig eröffnete. In der Folge profitierte auch die Bevölkerung des Schwarzwaldes von diesem Geschäftsfeld. Seine umfangreiche Sammlung an Auszeichnungen komplettierten im weiteren Verlauf der St. Michaelsorden des Bayerischen Königs und zahlreiche weitere internationale Ehrenzeichen.

Josef Fromm unterhielt auch zu christlichen Kreisen gute Beziehungen. Der befreundete Pfarrer Frank etwa schrieb ihm zuliebe eine Abhandlung gegen das antisemitische Blutmärchen, eine zu dieser Zeit noch immer grassierende Falschbehauptung, die Juden würden das Blut christlicher Kinder in ihre Mazzen einbacken. In der Stadtverordnetenversammlung wechselte Fromm später in die Fraktion des Fortschrittlichen Volksvereins und engagierte sich dort unter anderem im Schulausschuss und für das Jugendamt. Bezeichnenderweise wurde er im Gremium nach seinem Ableben ausgerechnet von Wilhelm Hanauer ersetzt, einem weiteren Mann mit familiären Wurzeln in Allersheim.

Es ist wohl nicht vermessen, Josef Fromm als einen der Begründer der deutschen Obst- und Beerenweinindustrie zu bezeichnen. So groß waren sein Renommee und seine Verdienste, dass er zum Organisator der deutschen Lebensmittelabteilungen auf den Weltausstellungen in Chicago, Paris, St. Louis und Brüssel bestimmt wurde. In St. Louis diente er daneben sogar als einer der Preisrichter.

Wer nun jedoch denkt, mit all diesen Aufgaben und Ehrenämtern seien die Kapazitäten von Josef Fromm erschöpft gewesen, der täuscht sich. Bis zu seinem Lebensende übernahm dieser eine schier unüberschaubare Zahl an Posten und freiwilligen Aufgaben. 1915 etwa gehörte er dem Ehrenausschuss des Deutschen Genesungsheimes für Angehörige der Österreichisch-Ungarischen und Ottomanischen Armee und Marine an. Daneben war er lange Zeit Verwaltungsratsmitglied des Frankfurter Verkehrsvereins. Weitere Ziele seiner Spenden waren die Wohltätigkeitsabteilung des Taunus-Klubs sowie das Hilfscomite für die notleidenden Brüder im Auslande. Zusätzlich fungierte Fromm bei den Ersatzwahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus im Dezember 1915 als Wahlvorsteher des Wahllokals Fürstenberger-Mittelschule. Am 03.02.1916 starb Josef Fromm, unter großer allgemeiner Anteilnahme, in Frankfurt am Main. Heute erinnert wenig an diesen einst so hochgeschätzten und -dekorierten Geschäftsmann.

 

Josef Fromm

 

With today’s biography, we remember a man that once was considered one of the most famous citizens of Frankfurt am Main but nowadays is nearly forgotten: Josef Fromm. He was bon in 1953 in the nearby town of (Bad) Homburg as the oldest son of Seligmann Pinchas and Rachel Fromm, a born Bamberger. Thus he was a grandson of Kela Stern from Allersheim.

Josef was destined to become a merchant and from early on aimed to collect experiences within this field apart from the usual paths. As a young man he spent some time in London, but later settled in Frankfurt on the Main. Influenced by his strictly religious parents, Josef showed an interest in Jewish topics throughout his life, for example in 1872, when he donated money for fellow Jews in Persia. Since 1883 he was married to Rebecca, a born Weil and continued to be an activist, like in the 1890s when he participated in a national campaign in favor of the traditional religious way to slaughter. He also was an active donator for the Palestinian Help-Association.

But Josef Fromm was also active outside of religious topics. Among others he was one of the founding members of the Frankfurt Association for Statistics and Demography of the Jews. Though based in Frankfurt, Josef continued to travel, as can be seen by the fact that he had to return from Constantinople in 1898 to attend the funeral of his father. By that time, Josef had three children of his own: Bella, Betty and Fritz. The kind of universal education that Josef Fromm could rely on made him a well-known man and his talents were for example requested to prepare an exhibition about Palestine in Frankfurt.

His main business however was the same that his father had practiced: the production and sale of fruit- and berry wine, which made Fromm a wealthy man. His products were so popular that he was even chosen as a purveyor to the court. But his business had more advantages to the state than just tasty wine, as can be seen by the fact that Josef Fromm was awarded with the Order of the Crown of the Fourth Class on 21st of April of 1905 for his merits concerning the agronomy. At this time Fromm’s factory was located under the adress Darmstädter Straße 250 and he lived under the adress Hanauer Landstraße 44.

As many of his contemporaries, Josef Fromm felt a desire to become active for his hometown. From 1908 on he served as a city council member for the faction of the middle class persons. In the meantime he received further acknowledgements such as the South-West-Africa-Commemorative Coin that the emperor gave to him. In march of the following year, Fromm was among those that opted for reforms of the community constitution.

His awards alone paint the picture of a merchant with the ighest reputation: On 25th of August of 1911 for example, the Grand Duke of Hesse awarded him the Knight’s Cross of the First Class of Philipp the Magnanimous. In february of 1912, he additionally received the Officer’s Cross of the Belgian Crown Order. His popularity was further increased by numerous honorary posts. Since 1913 he was a member of the Central Association of Jewish Community Members in Frankfurt, two years later he even was part of its board. He used his popularity when he took a stand for a number of Jewish families in Frankfurt that the authorities wanted to detain in November of 1914 due to their Russian origins.

According to his contemporaries, Josef Fromm was not only seen as one of the most well known citizens of Frankfurt, but also as the city’s best expert for traffic and exhibitions. His main concerns were to increase the standing of the craftsmanship and to improve the living conditions for the poor population of the Spessart forests. He achieved the later thorugh buying large amounts of berries from the poor peasants, thus establishing a new source of income for the people. Later on he did the same for the population of the black forest. His actions earned him the St. Michael’s Order of the Bavarian King and numerous international awards.

Fromm also held close contact to Christian circles. One of his friends, pastor Frank, was convinced by Fromm to publish a screed against the antisemitic blood legend, false accusations that were still told at the time, claiming that Jews used the blood of christian children to bake their mazzot. In the city council, he changed factions and ran for the Progressive People’s Association. Among other things he served in the school council and supported the youth welfare office. Interestingly, the man that took his place in the city council after his death was also a descendant of a Jewish family from Allersheim, Wilhelm Hanauer.

It is not exaggerated to call Josef Fromm one of the founding fathers of the German fruit- and berry wine industry. His reputation and his achievements were so widely recognized, that he was chosen to head the national food department at the world exhibitions in Chicago, Paris, St. Louis and Bruxelles. In St. Louis he even served as a member of the jury.

One could think that Josef Fromm had enough to do with all of these responsibilities, but in reality he found time for several additional honorary tasks throughout the years. In 1915 he was a member of the Honorary Council of the German Recovery Home for members of the Austrian-Hungarian and Ottoman Army and Navy. He also was a member of the administrative board of the Frankfurt Traffic Association. He donated money to the Welfare Department of the Taunus-Club and the Help Committee for Suffering Brothers Abroad. In 1915 he served as elections administrator for the polling place Fürstenberger-Middle School for the by-election to the Prussian House of Deputies. On 3rd of February of 1916, Josef Fromm died in Frankfurt and was grieved by large parts of the city. Today very little is left that remembers the life of this once well known and popular business man.

 

Quellen

 

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Neue Jüdische Presse vom 26.03.1909.

Der Gemeindebote vom 25.08.1911.

Der Gemeindebote vom 11.02.1916.

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Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1913.

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Neue Jüdische Presse vom 04.02.1916.

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Kleine Presse vom 23.02.1916.

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Anzeigeblatt der städtischen Behörden zu Frankfurt am Main vom 12.12.1915.