Karl Wurzer, Hagenbüchach
Am 30. Juli 1906 wurde Karl Wurzer geboren, er war der letzte Bader in Hagenbüchach im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. In Nürnberg lernte er das Bader- und Friseurhandwerk beim Bader Georg Wellein. Nach der Vorprüfung für die Weiterbildung zum Bader 1924 war er bis 1926 als Gehilfe im Nürnberger Friseursalon Ernst Schleelein tätig. 1925 oder 1926 muss dann auch der Baderkurs am örtlichen Krankenhaus mit abschließender Approbationsprüfung erfolgt sein. Daraufhin war er von 1926 bis 1929 als Friseurgehilfe bei Georg Meyer tätig. Danach machte er sich in der Äußeren Sulzbacher Straße in Nürnberg selbstständig. 1932 erfolgte auch die Meisterprüfung im Friseurhandwerk. In Nürnberg war Karl Wurzer bis zum Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung seines Geschäfts als Bader tätig. Nach der Zerstörung betrieb er nur noch ein kleines Geschäft in Hagenbüchach, in dem er überwiegend Haare schnitt und rasierte, darauf lag sicher auch bereits in seiner Zeit in Nürnberg der Fokus. In Hagenbüchach hatte die Familie mit vier Kindern ein Haus mit großem Grundstück, mit dem sie sich weitgehend selbstversorgen konnte, zusätzlich wurde sie von den örtlichen Bauern regelmäßig mit Kartoffeln und Fleisch aus Schwarzschlachtungen versorgt.
Als Bader führte er unterschiedliche Anwendungen auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch aus, so hat er seine Kunden nach Wunsch geschröpft oder sogar noch zur Ader gelassen. Eine wichtige Tätigkeit war auch die Behandlung von Furunkulose, der eitrigen Entzündung eines Haarfollikels und des umliegenden Gewebes. Daran erinnert sich sein Sohn Heinz noch genau, wie in einem Hörbeispiel nachzuhören ist, da er ihm dabei oft assistierte. Eine für Bader eher ungewöhnliche Tätigkeit war das Tressieren von Perücken. Daran erinnert sich der Sohn des Baders ebenfalls noch, wie im zweiten Hörbeispiel nachzuhören ist. In den Genuss dieser Fertigkeit kamen besonders die Puppen der Kinder aus Hagenbüchach. Außerdem war Bader Karl Wurzer auch Hausmeister im Jakoberhaus in Hagenbüchach, einem Altenheim. Dort unterstützte er den Arzt auch in seiner Profession als Bader, neben Pediküre umfasste das unter anderem die Anwendung eines Hochfrequenzniederstromgeräts zur Schmerzbehandlung. Das Fränkische Freilandmuseum hat ein solches Gerät ebenfalls in der Sammlung, das bereits als Objekt des Monats vorgestellt wurde. Im Jahr 1972 verstarb der letzte Bader Hagenbüchachs ebenda. Sein Sohn führte sein Handwerk als Friseur am Ort weiter.
Quellen:
- Interview mit Heinz Wurzer.
- Prüfungs- und Arbeitszeugnisse, Konvolut Wurzer, Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim.