Komfort für Eltern und Kind
Kinderhochstuhl, Inv.-Nr. 25/62; im Museum seit Juni 2025. Spende von Helmut Böhm, Kalchreuth. (Foto: Frank Wittstadt)
Kindermöbel sind keine neuzeitliche Erfindung. Seit dem Mittelalter gibt es sie, damals noch als Miniversionen der Möbel für Erwachsene. Die Besitzer waren meist Adelige oder Angehörige des gehobenen Bürgertums. Beispielsweise lässt sich hier der Vorläufer des modernen Töpfchens finden – ein Stuhl mit Loch in der Sitzfläche und Schüssel ausgestattet, da die Kleinen nicht auf die Toilettenstühle der Erwachsenen passten. Einige Zeit später, gegen Ende des 17. Jahrhunderts, kamen die ersten Hochstühle in Mode: Sie bestanden meist aus einem Stuhl auf einem angebauten oder untergestellten Podest. Dabei stand der Komfort der Eltern im Fokus, denn auf Tischhöhe kann man den Nachwuchs besser versorgen.
Im 18. Jahrhundert baute man die ersten wandelbaren Hochstühle – die Vorläufer unseres Objektes. Bei ihnen konnte man die Höhe verstellen und die Kinder das Podest als Tisch nutzen. Die wandelbaren Hochstühle wurden weiterentwickelt und im Zuge der Industrialisierung erhielten sie Einzug in die Haushalte der breiten Masse. Das waren zunächst Einzelstücke, denn die Serienproduktion von Kindermöbeln aller Art begann erst ab 1860 mit Wiener der Firma Gebrüder Thonet anzulaufen.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren multifunktionale Stühle wie unser Objekt in Mode. Neben dem Essen und Füttern auf Tischhöhe diente er als Toilettenstuhl und war mit wenigen Handgriffen in ein Spielgerät mit bunten Schiebekugeln umgebaut.
Wer unseren Stuhl gebaut hat, ist leider nicht bekannt. Er stammt von der Großmutter des Vorbesitzers. Sie hatte ihn in den 1910/20er Jahren vermutlich für ihre eigenen drei Kinder genutzt – im Bauernhaus aus Unterlindelbach, das seit 2013 im Fränkischen Freilandmuseum steht (Baugruppe Ost: Regnitzfranken – Frankenalb). Immer wieder erhalten wir nachträglich originale Objekte aus unseren Museumshäusern, die wir gern in die Sammlung aufnehmen.