Zum Hauptinhalt springen

Lichtmess – von Jerusalem nach Punxsutawney

Der 2. Februar hat nicht nur viele Namen, sondern auch viele Bedeutungen…

Darstellung Jesu im Tempel in Jerusalem. Krippenszene aus der Großen Weihnachtskrippe von Norbert Tuffek, 2019 (Foto: Claudia Berwind).

Wachsstöcke aus der Sammlung des Museum Kirche in Franken, Inv.Nr. 99/194 und 99/195 (Foto: Claudia Berwind).

Knechte und Mägde in Öllingen, Gemeinde Gelchsheim, Landkreis Würzburg, um 1929, Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum (Foto: Adam Menth).

Der Groundhog Day 2022 in Punxsutawney, Pennsylvania (Foto: Anthony Quintano from Mount Laurel, United States, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115306481).

Darstellung des Herrn, Mariä Reinigung oder Mariä Lichtmess: drei Bezeichnungen für ein und dasselbe katholische Fest am 2. Februar. Ist es nun ein Herren- oder Christusfest oder ein Marienfest? Und woher kommt’s?

Lichtmess hat in der heutigen Zeit kaum noch eine Bedeutung. Es ist kein kirchlicher Feiertag mehr und zumeist ist auch gar nicht mehr bekannt, was an dem Tag eigentlich gefeiert wird. Dabei ist Lichtmess eines der ältesten Feste der Kirche. Begangen wurde es bereits seit Ende des 4./ Anfang des 5. Jahrhunderts in Jerusalem, in Rom wurde es um 650 eingeführt und verbreitete sich über Spanien über Frankreich bis hin nach Deutschland. Mit der berühmten Zahl 40 hat es zu tun und geht auf ein Ereignis zurück, das der Evangelist Lukas beschreibt (Lk 2, 22-40): 40 Tage nach Jesu Geburt gehen seine Eltern Maria und Josef mit ihm nach Jerusalem in den Tempel. Nach jüdischem Brauch soll dort der erstgeborene Sohn Gott „dargestellt“, also geweiht, werden (2. Mose 13, 2.15). Außerdem bringt Maria ein Reinigungsopfer dar, wie das jüdische Gesetz den Wöchnerinnen es vorschrieb. Sie hat ein Paar Tauben dabei. Im Tempel treffen sie auf Simeon und Hanna, zwei hochtagte Menschen, die bei dieser Begebenheit in Jesus den Messias und den Erlöser der Welt erkennen. Simeon nennt ihn das „Licht, zu erleuchten die Heiden“. 

Und voilá – hier erklären sich sofort die unterschiedlichen Bezeichnungen des Tages. Der Herr wird im Tempel dargestellt, Maria wird gereinigt und außerdem geht es um Licht. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Zu Anfang war das Fest ein reines Herrenfest und es ging nur um die Darstellung des Herrn im Tempel - Praesentatio. Es wurde auch nicht am 2. Februar, sondern am 14. Februar gefeiert, also 40 Tage nach Epiphanias – dem Fest der Erscheinung des Herrn. In der östlichen Kirche wird der Tag „Begegnung des Herrn im Tempel“ genannt und hat eine leicht andere Konnotation. Im Westen trat aber Maria immer mehr in den Vordergrund, vor allem nach Einführung des gregorianischen Kalenders. Als Mariä Purificatio (Reinigung) beging man den Tag am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten am 25. Dezember. Das Herrenfest verwandelte sich zum Marienfest. Der Name Mariä Lichtmess ist eher volkstümlich zu verstehen und hat damit zu tun, dass an dem Tag traditionell Lichterprozessionen durchgeführt und Kerzen geweiht wurden. Und zwar die benötigten Kerzen für das gesamte Kirchenjahr in den Kirchen und die privaten Kerzen der Familien, die an diesem Tag auch auf Wachsmärkten oder Licht(er)messen gekauft werden konnten. Durch die geweihten Kerzen holte man sich das „Licht der Welt“ quasi nach Hause und im übertragenen Sinn trug man es so auch aus der Kirche in die Welt hinaus. Alle Arten von Kerzen, z. B. auch schwarze Wetterkerzen, die man bei Unwetter anzündete, oder Wachsstöcke, die an Lichtmess gerne Bräuten, Töchtern, weiblichen Dienstboten oder auch der Liebsten geschenkt wurden, brachte man in die Messe, wo sie von den Priestern geweiht wurden. Die Lichterprozessionen an dem Tag haben wahrscheinlich sogar noch einen vorchristlichen Ursprung[1] und wurden im Christentum fest in die weihnachtliche Lichtsymbolik eingebettet. Das Licht vertreibt das Dunkel, der Winter muss langsam dem Frühling weichen, die Natur erwacht im Verborgenen und die Tage werden merklich länger. In der evangelischen Kirche ist es per se schon immer ein Herrenfest gewesen. Doch in der katholischen Kirche war bis 1912 Mariä Reinigung ein offizieller Feiertag. Erst seit dem 2. Vatikanischen Konzil in der 1960er Jahren ist es auch in der katholischen Kirche nach dem biblischen Zeugnis wieder ein Herrenfest. Im Jahr 1997 erklärte Papst Johannes Paul II. Mariä Lichtmess zum Tag des geweihten Lebens, an dem allen Frauen und Männern gedacht werden soll, die sich in besonderer Weise dem Herrn geweiht haben[2].  

Der Tag hat aber nicht nur eine religiöse Geschichte, sondern war auch ein wichtiger Tag im Bauernkalender. Zum einen begann mit Lichtmess das Wirtschaftsjahr und traditionell wurden an dem Tag auch die Dienstboten ausbezahlt. Sie bekamen ihren Jahreslohn in Geld und Naturalien und ihre Dienstbüchlein[3] ausgehändigt und konnten entscheiden, ob sie ein weiteres Jahr bei ihrem Dienstherrn blieben oder die Stelle wechseln wollten. Den Nachmittag gab es frei. Die beiden auf Lichtmess folgenden Tage – die Schlenkeltage - waren auch frei, meist der einzige Urlaub im ganzen Jahr. Es wurde an den Tagen oft ordentlich gefeiert, wenn die Dienstboten gute Arbeit abgelieferten, stellte der Dienstherr auch mal ein Festessen. Danach begann für die Bauern wieder die Feldarbeit und für die Handwerker hörte die Arbeit bei künstlichem Licht auf. Für die Frauen war es das Ende der Spinnstubenzeit[4].

Zum anderen hat es etwas mit dem Wetter zu tun. Es gibt zahlreiche Bauernregeln im Zusammenhang mit Lichtmess. Der Bauer steht ab diesem Tag wieder in den Startlöchern, es gibt wieder etwas draußen zu tun, die Winterpause ist vorbei und je nachdem wie das Wetter an Lichtmess sich präsentiert, soll der Frühling schneller oder langsamer seinen Einzug halten. Hier ein paar Beispiele:

Ist’s zu Lichtmess mild und rein / wird’s ein langer Winter sein.

Lichtmess trüb, ist dem Bauern lieb / ist Lichtmess aber licht, weicht der Winter nicht.

Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit / ist aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell

Lichtmess im Klee, Palmsonntag im Schnee.

An Lichtmess fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an.

Andere Regeln beruhen darauf Tiere zu beobachten und aufgrund ihres Verhaltens das Wetter zu prophezeien. Deutsche Auswanderer brachten diverse Wetterregeln mit nach Amerika, so wird der Groundhog Day – der Murmeltiertag – auch auf deutsche Siedler zurückgeführt. In Puxsutawney in Pennsylvania wird seit mehr als 100 Jahren jedes Jahr am 2. Februar ein Murmeltier genannt „Phil“ aus seinem Bau gezogen. Erschrickt das Murmeltier vor seinem eigenen Schatten und zieht sich wieder in seinen Bau zurück, bleibt der Winter noch länger, wirft es keinen Schatten, kommt der Frühling bald.

Na da lassen wir uns doch überraschen, welches Wetter Lichtmess dieses Jahr für uns bereithält…

 


[1] Es gibt Hinweise z. B. auf eine römische Sühneprozession, die alle fünf Jahre stattfand, oder auf das keltische Fest Imbolc Anfang Februar, bei dem die Göttin Brigid, die „Lichtjungfrau“, geehrt wurde.

[2] z. B. Orden, apostolische Gemeinschaften, Säkularinstitute und Jungfrauen

[3] Darin wurden Verhalten und Leistungen der Dienstboten notiert, quasi ein Arbeitszeugnis.

[4] „Lichtmess, des Spinne‘ vergeß“