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Martin Luther – Porträt-Superstar

Jeder weiß wie er aussah! Der Wittenberger Theologieprofessor war die meistporträtierte Person des 16. Jahrhunderts…

Bruststück Martin Luthers im gesetzten Alter, gekleidet mit schwarzer Schaube, in der linken Hand eine aufgeschlagene Bibel haltend, die rechte Hand erhoben

Martin Geck, Dr. Martin Luther, 1860, Öl auf Leinwand; Leihgabe Stadt Bad Windsheim

Bruststück Martin Luthers im gesetzten Alter, gekleidet in eine schwarze Schaube, mit beiden Händen ein Buch haltend

Lucas Cranach d. J. (Werkstatt), Porträt Martin Luther, 1555, Öl auf Leinwand, Philadelphia Museum of Art

17 Porträts (Bruststücke) von Pfarrern, gekleidet ins schwarze Pfarrersgewand teils mit weißer Halskrause, teils mit Bäfchen; 17.-19. Jahrhundert

Pfarrerporträts, Nürnberg, 17. - 19. Jahrhundert, Leihgabe Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakob, Nürnberg

Heute vor genau 475 Jahren - am 18. Februar 1546 - verstarb der Reformator und Gründervater der protestantischen Kirchen Dr. Martin Luther in Eisleben. Am 22. Februar wurde er in der Schloßkirche in Wittenberg beigesetzt. In Erinnerung an den Augustinermönch und Theologieprofessor, der unbeabsichtigt zum geistigen Vater einer neuen Glaubensrichtung wurde, hängen bis heute Abbilder in vielen evangelischen Kirchen.

So auch in der Spitalkirche zum Heiligen Geist. Das Porträt wurde 1860 von Martin Geck, einem nicht näher bekannten Maler, für die Kirche angefertigt. Das Bruststück zeigt den Reformator in gesetzterem Alter mit bereits grauem Haar. Gekleidet ist Martin Luther mit der schwarzen Schaube, dem Gelehrtengewand. In seiner linken Hand hält er ein aufgeschlagenes Buch (erkennbar eine Bibel, aufgeschlagen beim Johannesevangelium), seine Rechte hat er erhoben. Mit einem vergoldeten Rahmen versehen hängt das Porträt an der Südwand der Spitalkirche, zwischen der südlichen Empore und der Brenck’schen Kanzel.

Das Porträt von 1860 steht ganz in der Tradition der Lutherporträts von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) und dessen Sohn Lucas Cranach d. J. (1515-1586). Der Maler Martin Geck orientierte sich stark an einem Werk Lucas Cranachs d. J. von 1555.

Luthers Bild ist bis heute von den zahlreichen Porträts aus der Wittenberger Cranach-Werkstatt geprägt. In den frühen Bildnissen sehen wir Luther als unbeugsamen Augustinermönch, mit Doktorhut oder nach seiner Flucht auf die Wartburg als bärtigen „Junker Jörg“. Ab seiner Hochzeit mit Katharina von Bora wird Luther als Gelehrter mit schwarzer Robe dargestellt. Statur und Alter werden im Laufe der Zeit angepasst. An Bildern des Reformators war man damals genauso interessiert wie an Luthers Schriften. Er und teilweise auch andere Reformatoren wurden häufiger porträtiert als Angehörige der Fürstenhöfe oder das städtische Patriziat. Martin Luther wurde so zum ersten Medienstar der Neuzeit.

In heutigen Zeiten hätte Martin Luther wohl als einer der ersten einen Account bei Facebook angelegt, würde Bilder vom Übersetzen der Bibel auf Instagram posten und statt Tischgesprächen würde er twittern was das Zeug hält. Im 16. Jahrhundert jedoch schafften er und die Cranachs ein Bildvermächtnis, das immer mit der Reformation und den Anfängen des Protestantismus verbunden werden wird.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Reformator nicht nur die meist porträtierte Person des 16. Jahrhunderts war, sondern auch als Vorbild für unzählige protestantische Pfarrerporträts gilt. In der Sakristei der Spitalkirche ist eine Auswahl von Pfarrerporträts aus St. Jakob in Nürnberg ausgestellt, welche zeigen, dass sich evangelische Pfarrer als geistige und gelehrte Elite sahen, ebenso wert abgebildet zu werden wie der Reformator hundert oder mehr Jahre zuvor. 

 

Literatur:

Andrea K. Thurnwald, Protestantische Porträt- und Denkmalkultur, in: Susanne Grosser, Herbert May, Andrea K. Thurnwald (Hg.), Nicht Dorfhaus und nicht Villa… Evangelische Pfarrhäuser in Franken, Bad Windsheim 2017, S. 210-223.