Mit Licht und Schutz durch das Schlagwetter
Lampen und Laternen erfüllen je nach Material und Bauweise eine ganz bestimmte Funktion. Gleich bleibt jedoch immer die Anforderung, ihren jeweiligen Besitzern möglichst viel Licht zu spenden. Je vielseitiger – und gefährlicher – die Aufgaben der Menschen werden, desto vielschichtiger werden auch die Anforderungen an die Lampen und ihre Bestandteile, aus denen sie zusammengesetzt sind.
Anhand eines Tätigkeitsfeldes lässt sich diese Entwicklung gut nachvollziehen: Die Arbeit im Bergwerk ist seit der Antike bis heute kräftezehrend und gefährlich. Lichtquellen erleuchten zwar teilweise die finsteren Stollen, führen jedoch auch mitunter zu einer schleichenden Vergiftung durch Sauerstoffentzug oder austretende Gase. Gefürchtet war vor allem das sogenannte „Schlagwetter“, ein bestimmtes Mischungsverhältnis von Luft und Methan. Untertage reicht in dem Fall ein freigesetzter Funke aus, um das hochexplosive Grubengas zu entzünden und dadurch eine Kettenreaktion hervorzurufen. Seit der zunehmenden Förderung von Kohle mehrten sich die Grubenunglücke und forderten Menschenleben. Offene Zündquellen wie Öfen oder Grubenlampen, sogenannte Geleuchte, waren in dieser Zeit noch weit verbreitet. Durch Verbote versuchte man, diese Unglücke zu verhindern oder zumindest zu reduzieren, jedoch gestaltete sich dies zunächst aus Mangel an sicheren und alltagstauglichen Alternativen schwierig.
Wissenschaftler forschten im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts nach geeigneteren Lichtquellen. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leistete folgende Erkenntnis: Eine enge Öffnung, beispielsweise ein Sieb, verhinderte das Überspringen von Funken. Baute man also ein Drahtgeflecht um die Flamme, konnte sich das explosive Schlagwetter in der Umgebung nicht entzünden. Obwohl bereits 1815 die Vorläufer dieser neuen Grubenlampenart von den Briten Sir Humphry Davy und George Stephenson gebaut wurden und in den folgenden Jahren weitere verbesserte Modelle folgten, wurden diese Lampen im Bergbau noch nicht flächendeckend eingesetzt.
Carl Wolff aus Zwickau war es schließlich, der Anfang der 1880er Jahre die sogenannte Benzin-Sicherheitslampe mit Magnetverschluss entwickelte. Ein Nachfolgemodell befindet sich auch im Museumsbestand des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim. Seit ihrer Gründung im Jahr 1884 verkaufte die Firma „Friemann & Wolf, Maschinen- und Grubenlampenfabrik“ in Zwickau in Sachsen ihre Grubengeleuchte weltweit.
Was macht diese Sicherheitslampe oder Wetterlampe – der Name leitet sich von dem „Wetter“ untertage ab – so sicher für Bergleute? Sehen wir uns ihre Bestandteile einmal ein wenig genauer an: Im unteren Drittel befindet sich ein Behälter, der mit in Benzin getränkte Watte gefüllt ist. Im Gegensatz zu den Brennmitteln Öl oder Petroleum hat dies den Vorteil, dass Einzelteile wie Docht oder Korb weniger verrußten und die Lampe heller und gleichmäßiger brannte. Gleichzeitig konnte der Bergmann anhand von Veränderungen der Flamme wie Farbe oder Höhe indirekt den Gasgehalt in der Umgebung „messen“ und so das Risiko für Schlagwetter abschätzen. Auf der Oberseite des Benzinbehälters befinden sich der Docht sowie die innere Zündvorrichtung. Ein sogenannter Blattfeder-Magnetverschluss, dieser war bei „Friemann & Wolf“ gebräuchlich, verhinderte ein unbeabsichtigtes Öffnen des Benzinbehälters. Nur mithilfe eines starken Magnets konnte der Verschluss für den Austausch des Brennmaterials geöffnet werden. Auch das Modell aus dem Museumsbestand zeichnet sich mit einem Schirm aus, der das Überspringen von Funken verhindert. Der Glaszylinder befindet sich unterhalb dieses Drahtkorbes in Höhe des Dochtes und sorgt damit für eine helle Lichtausbeute. Bei den ersten Prototypen war die gesamte Flamme mit einem Draht- oder Blechmantel umspannt, wodurch die Lampe zwar sicher, aber auch düster war. Für die Arbeit in dunklen Stollen war dies nur bedingt geeignet. Ein Dichtungsring sowie ein Gestell aus Metall fixierten die Einzelteile.
Die Verwendung von Sicherheitslampen führte dazu, dass die Bergarbeiter zumindest vor dem gefürchteten Schlagwetter besser geschützt waren. Praktisch – wie bei anderen Grubengeleuchten – war der Traghaken, mit dem die Lampen bei Bedarf am Körper oder an Stollenwänden befestigt werden konnten.
Literatur:
- Werner Börkel, Horst Woeckner: Des Bergmanns Geleucht. 4. Band: Bilderatlas vom Kienspanhalter bis zur elektrischen Grubenlampe. Essen 1983.
- Michael Farrenkopf (Hg.): Schlagwetter und Kohlenstaub. Das Explosionsrisiko im industriellen Ruhrbergbau (1850-1914). Bochum 2003.
- Hans-Joachim Weinberg (Hg.): Die Grubenlampe – von Zwickau in die ganze Welt. Dokumentation der Ausstellung über Produkte der Firma Friemann & Wolf im Städtischen Museum Zwickau. 1. Juni – 20. Juli 1997. Göttingen 1998.