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Muh und Mäh und Kikeriki

Zum Tag der Museumstiere am Sonntag, 29. Mai 2022 schnattert, blökt und quiekt es in allen Ecken des Museums. Doch was im Titel so flapsig daherkommt, hat in Wirklichkeit einen wissenschaftlichen Hintergrund.

Sperber zeichnen sich durch ihre auffällige Federzeichnung aus. Foto: Ute Rauschenbach

Fotoaufnahme eines Triesdorfer Tigers. Die gefleckte Kuh steht auf einer umzäunten Weide und hat den Kopf durch zwei der hölzernen Zaunlatten geschoben. Im Hintergrund sind der Holzzaun, eine Buschreihe sowie der Hopfenstadel aus Thalheim erkennbar.

Triesdorfer Tiger

Zu den Exponaten im Fränkischen Freilandmuseum zählen nicht nur Häuser und Sammlungsgegenstände der Alltagskultur, sondern auch die Vegetation der Hausgärten und Felder wie auch die ländliche Nutztierhaltung. Damit können Museumsbesucher einen umfassenden Eindruck gewinnen und besser verstehen und nachvollziehen, wie die Menschen im ländlichen Franken gewohnt, gelebt und gearbeitet haben.

Der Sinn der Anordnung unterschiedlicher Räume in einem Bauernhaus erschließt sich manchmal erst, wenn man die Nutzung unmittelbar nachempfinden kann. Häufig lebten Tiere mit Menschen unter einem Dach. Dies hatte weniger mit Armut zu tun als mit der Tatsache, dass Menschen die abgestrahlte Wärme der Tiere nutzten, um ihre eigenen Wohnräume nicht auskühlen zu lassen. Dazu waren die Wege in den Stall zur Tierpflege kurz und bei jeder Witterung trocken.

Nutztierhaltung – dieses Thema steht im Hintergrund, wenn sich zum Tag der Museumstiere am Sonntag, 29. Mai von 9.00 bis 18.00 Uhr alles um Federvieh, Fellnasen und andere Vierbeiner dreht. Das Fränkische Freilandmuseum orientiert seinen Tierbestand an historischen und heimischen Nutztierrassen. Bei den Schafen sind es die Coburger Füchse mit ihren auffallenden rötlich-braunen Köpfen und der hellen Wolle. Bei den erwachsenen Tieren bekommt das Fell mit der Zeit einen goldenen Schimmer, man spricht dann vom „Goldenen Vlies“. Bei den Ziegen ist die ebenfalls in Franken verbreitete Deutsche Edelziege im Museum zu Hause. Interessant wird es bei den Rindern: Typisch für die Region ist das stämmige Gelbvieh, das besonders gut für die Feldarbeit geeignet ist. Sehr speziell dagegen sind die Triesdorfer Tiger, eine weiß-braun fein gefleckte Rinderrasse, die im 18. Jahrhundert vom Ansbacher Markgrafen eigens gezüchtet wurde. Er wollte mit dieser Züchtung mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die neue Rinderrasse sollte gut Milch geben können, viel Fleisch besitzen und gleichzeitig auch kräftig genug für die anstrengende Feldarbeit sein. Auch im Freilandmuseum gab es schon des Öfteren Nachwuchs – einmal sogar Zwillings-Triesdorfer-Kälbchen!

Zu einem richtigen Bauernhof gehören natürlich auch Schweine – dazu wird um 11.00 Uhr eine offene Führung mit dem Titel „Schwein gehabt!“ angeboten. Schweine bilden seit Jahrhunderten eine gute Ergänzung in ländlichen Gehöften, denn sie sind Allesfresser und damit perfekte Verwerter von Essensresten jeglicher Art. Im Museum sind es zwei Rassen zu Hause. Einmal die Schwäbisch-Hällischen Landschweine, die mit ihrer rosa-schwarzen Haut besonders auffällig sind: Die Tiere sind am Kopf bis zu den Vorderläufen schwarz, in der Mitte des Bauches rosa und am Hinterteil und den Hinterläufen wieder schwarz. Die zweite im Museum gezeigte Rasse sind die „mittelalterlichen“ Wollschweine, die auch als Mangalitza-Schweine bekannt sind. Diese Rasse war in Ungarn weit verbreitet und kann weitgehend draußen gehalten werden, weil sie sehr robust ist.  Die Frischlinge sind ähnlich wie Wildschweine gestreift. Sie sind in der Baugruppe Mittelalter zu sehen.

Drei Hühnerrassen gibt es derzeit im Museum, die Ramelsloher im Seubersdorfer Hof und die Sperber in der Baugruppe Mittelalter. Deren schwarz-weißes Gefieder ist sehr fein gezeichnet und bildet zu den knallroten Schnäbeln und Kämmen der Hähne einen schönen Kontrast. In den Hühnerstall der Schäferei aus Hambühl sind kürzlich Vorwerk-Hühner eingezogen. Sie sind sehr gute Futtersucher und gelten als gutmütig, lebhaft und nicht scheu. Der Stall wurde als Gemeinschaftsprojekt der jungen Erwachsenen im Bundefreiwilligendienst frisch renoviert.

Auch Gänse gehören natürlich zu einem Bauernhof – hier sind es die Fränkischen Landgänse, deren Federkleid leicht ins Blaugrau tendiert. Besonders typisch für Franken waren die Taubenhäuser in den Höfen. Bis in die 60ger Jahre konnte man sie in Franken noch relativ häufig antreffen. Aus dicken Tauen geflochten, mit Ausflugslöchern versehen und überdacht standen sie auf einem hohen Pfahl, damit die Tiere vor Katzen geschützt waren. Ihnen sollten sie nicht als willkommene Mahlzeit dienen, vielmehr den Menschen. Sie wurden in Franken tatsächlich verspeist und haben als „Fränkische Täubchen“ ihre Aufnahme auch in Feinschmecker-Kochbücher gefunden.