"Opfere Gott Dank!"
Diese Worte – mit goldfarbigen Metallfäden gestickt – zieren ein samtenes Säckchen. Oben wird es von einem Ring umfasst, den man auf eine Stange stecken kann, unten ist es mit einem Glöckchen in einer Quaste versehen. Älteren und gewohnheitsmäßigen Gottesdienstbesuchern werden sich Sinn und Zweck von Gegenstand und Beschriftung sofort erschließen: ein Klingelbeutel für die allsonntägliche Kollekte, auch „Dankopfer“ genannt.
Die zugehörige Stange bringt die sichtbare Aufforderung zur Spende in die Tiefe der Bankreihen, das Glöckchen weckt aus der Versenkung in Andacht oder Gesang, und schon kann der Groschen ins Säckchen fallen (heute natürlich der Euro, gern auch mehrere).
Der hier gezeigte Klingelbeutel – eine Leihgabe der Kirchengemeinde Bieswang – ist fast zweihundert Jahre alt, kam beschädigt und außer Gebrauch gesetzt erst 1993 wieder zum Vorschein und wurde von uns restauriert.
Die Aufschrift „Opfere Gott Dank!“ nimmt ein Wort aus dem 50. Psalm auf und soll den Geber mahnen, mit seiner Spende Gott die gebührende Ehre zu geben.
An die Stelle des Klingelbeutels an der Stange, für den man auch einen geübten Klingelbeutelträger brauchte, sind in neuerer Zeit solche mit zwei Handgriffen getreten, die man durch die Reihen reichen kann. Auch digitale Klingelbeutel für die EC-Karte wurden schon entwickelt. Da und dort wurde auf die Diskretion verzichtet und ein schlichtes Körbchen herumgereicht.
Die Hygienekonzepte der Corona-Zeit haben den Klingelbeutel zum einstweiligen Verschwinden gebracht. Geblieben sind aber die „Opferbüchsen“ am Ausgang des Gotteshauses, die auch ohne entsprechende Aufschrift Gelegenheit zu einem – großzügigen und diskreten – Dankopfer bieten.