Pillenmaschine für Pillen mit giftigem Wirkstoff
Pillen sind die älteste abgeteilte Arzneiform. Wenn Pillen mit giftigem Wirkstoff (z. B. Arsen) hergestellt wurden, mussten alle benutzten Geräte die Kennzeichnung „Gift“ tragen und waren für keine andere Verwendung zugelassen. Solche Pillenmaschinen waren noch in den 1960er Jahren in Gebrauch.
Pillen bestehen aus dem arzneilichen Wirkstoff sowie Hilfsstoffen. Letztere verhindern zunächst das Auseinanderfallen der Pille vor der Einnahme, bewirken danach jedoch ihr rasches Zerfallen im Magen-Darm-Trakt. Der Wirkstoff muss freigesetzt werden, damit er in das Blut gelangen kann.
Bei der Pillenherstellung wird zuerst der Wirkstoff abgewogen und mit dem Hilfsstoff (meist Medizinalhefe) vermischt. Zum Anstoßen, das heißt zur Herstellung einer gerade noch formbaren Masse, diente in der Regel Glyzerin, eine fast farblose, sirupartige Flüssigkeit mit süßem Geschmack. Um die ideale Beschaffenheit der Pillenmasse zu erreichen, benötigte man einige Übung.
Der glatte Teil der Pillenmaschine wird nun mit Lycopodium-Sporen (eines Bärlappgewächses) bestreut, ebenso der gerillte Pillenteiler. Vergleichbar mit dem Mehl auf dem Nudelholz, verhindern die Sporen das Ankleben. Die Masse wird mit dem Pillenbrett auf dem glatten Maschinenteil zu einem gleich-mäßigen Strang ausgerollt, der dann auf den Pillenteiler gelegt wird. Reibt man mit dem Abschneider darüber, entstehen „zweizipflige“ Kügelchen.
Die Kügelchen werden unter Zusatz von Lycopodium zwischen Zeige-, Mittelfinger und Daumen rund gedreht; Apotheker nannte man daher auch „Pillendreher“. Bei Verwendung eines Pillenrollers (Rollierer) konnten mehrere Pillen miteinander rund gerollt werden. Die fertigen Pillen wurden in Spanschachteln, später in Pappschachteln an die Patienten weitergegeben.