Pinselstieltauchapparat, Marke Eigenbau...
Den Pinselstiel in die Farbe tauchen – das ist keine gute Idee. Sinn macht das nur bei der Herstellung von Pinselstielen, wenn diese mit Lack überzogen werden. Das ist auf Dauer ein mühseliges Geschäft, weshalb sich Sigmund „Willy“ Ostermeyer aus Obernzenn diese Maschine gebaut hat. Ostermeyer war gelernter Drechselmeister, musste sich aber eine neue Nische suchen, da die übliche Drechselware nicht mehr gefragt war. Er fand sie in der serienmäßigen Herstellung von Pinselstielen.
Wie funktioniert der Apparat? Unten wird mittels einer Eisenklammer ein Holzteller an einem Taucharm befestigt. Der Holzteller ist mit unzähligen Nägeln bestückt - fast wie das Nagelbrett eines Fakirs. Auf die Spitzen wurden die Pinselstiele gesteckt und dann in den darunter stehenden Lackeimer herabgelassen. Damit die Stiele einen gleichmäßigen Auftrag erhalten, müssen sie mit ebenso gleichmäßiger Geschwindigkeit wieder auftauchen. Dieses Problem löste Herr Ostermeyer mit einem Federmechanismus, den er womöglich aus einem alten Grammophon ausgebaut hat.
Je nach Konsistenz des Lackes ist es erforderlich, dass die Stiele mal schneller, mal langsamer auftauchen. Auch kein Problem für Herrn Ostermeyer: Er be- oder entschleunigt den Vorgang mit verschieden großen Flügelrädern, die der Federkraft durch Luftwiderstand entgegenwirken. Für die Flügel nahm er, was gerade da war – so auch den Karton eines Tipp-Kick-Spiels.
Der Apparat ist ein Paradebeispiel für den Erfindergeist eines Handwerkers. Zum Inventar von Werkstätten gehörten oft auch pfiffige Ideen, die die tägliche Arbeit verbesserten und erleichterten.