Zum Hauptinhalt springen

Solche Störerei abzuschaffen!

Quellenschnipsel: Dieser Beschwerdebrief wirft ein Schlaglicht auf die große Konkurrenz, die auf dem vielgestaltigen Heilermarkt der Frühen Neuzeit bestand…

Erste Seite des Beschwerdebriefs von Bader und Barbieren an den Rat der Reichsstadt Windsheim vom 23. Juni 1564.

Unterschriften am Ende des Briefs, darunter der Bader „Hanns Sprennger der Junger uf der Monchstuben“. Es gab zu dieser Zeit zwei Badhäuser in Windheim: das Mönch- oder Münchbad und das Neue Bad.

Zum Glück liegen die zahlreichen schriftlichen Quellen, die wir als Forschungsteam zum Thema Badhäuser und Bader sichten, in aller Regel nicht als Schnipsel vor, die erst wieder mühsam zusammengepuzzelt werden müssten. Trotzdem passt die Überschrift „Quellenschnipsel“ für diesen Teil unseres Blogs Schwitzen_Schwatzen_Schröpfen: Denn unter dieser Rubrik geben wir fortan immer wieder Einblick in unsere Recherchen in Archiven und Bibliotheken – und dies in Form einer losen Folge ausgewählter Quellenauszüge, die sich erst allmählich zu einem größeren Bild zusammensetzen und dann hoffentlich Lust auf mehr machen …

Heute beginnen wir mit einem „Schnipsel“ aus einem Archiv, das sich für uns gleich nebenan befindet: das Stadtarchiv Windsheim. Erhalten ist dort eine Art Beschwerdebrief aus dem Jahr 1564: Darin fordern der Bader Hanns Sprennger d. J. sowie die Windsheimer Barbiere vom Rat der Reichsstadt vehement [s]olche Stoererej … abzuschaffen.

Dies wirft ein Schlaglicht auf die große Konkurrenz, die auf dem vielgestaltigen Heilermarkt der Frühen Neuzeit bestand. Auch die Bader waren keineswegs nur Badstubenbetreiber, sondern beanspruchten ebenso wie die Barbiere das Handwerk der Wundarznei für sich. Dazu kamen dann noch die „Störer“, die ohne Meisterprüfung unbefugt Leute kurierten – ein fortwährender Dorn im Auge des zünftig oder zunftähnlich organisierten örtlichen Handwerks!

In der Windsheimer Quelle richtet sich der gemeinsame Zorn von Bader und Barbieren gegen einen gewissen Hannß Lochinger. Er maße sich gemeinsam mit seinen Stiefsöhnen an zu Ertzneien, also Patienten zur Ader zu lassen, scheden zu hailen oder gebennt und pflaster ufzulegen. Und dies obwohl er alhie kein Maister sei, darzu kein aigene Badstuben habe. Gebiete der Rat der Stadt diesem Störer keinen Einhalt, sei das Einkommen der rechtmäßig tätigen Bader und Barbiere gefährdet, die gar mit … unuberwindtlichen schaden … musten Zu grundt unnd boden sincken, verderben, und unttergheen.

 

Quellen und Literatur

Stadtarchiv Windsheim, Signatur B 499 a/b („Fasciculus Actorum die allhiesigen Bader und Barbier betr.“)

Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. 19, Sp. 409 ff. (Eintrag zu „Störer“).