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Taufe - in der Zeit und Ewigkeit

Nicht nur das Objekt des Monats Juni beschäftigt sich mit der Taufe...

Beispielplakat Tauffest am 9. Juli 2023 des Dekanats Rothenburg im Parkgelände der evangelischen Tagesstätte Wildbad Rothenburg direkt an der Tauber, wo mit Flusswasser getauft wird oder auf Wunsch auch in der Tauber

Jesus wird im Jordan getauft, darüber schwebt die Taube; durch die dunklen Wolken bricht ein Lichtstrahl mit 3 Zungen oder Flammen im Zentrum

Taufe Jesu, Epitaph für Johann Siegmund Rieter, 1686, Öl auf Leinwand, Leihgabe: Evang.-Luth. Kirchengemeinde Nürnberg-Mögeldorf

St. Johanniskirche in Ephesos

Taufstein im Museum Kirche in Franken.

Heilige Taufe. Ausschnitt aus dem Windsheimer Konfessionsbild, Öl auf Leinwand, 1601, Andreas Herneisen.

Der Museumskoffer zum Thema „Taufe“ entstand während der Coronazeit als das Museum Kirche in Franken geschlossen war und kommt im Bereich der evang. Erwachsenenbildung zum Einsatz.

2023 wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Jahr der Taufe erklärt. Rund um den 24. Juni 2023 laden daher viele Kirchengemeinde zur Feier von Tauffesten und Gottesdiensten zur Tauferinnerung ein. Unter dem Motto „Viele Gründe, ein Segen. Deine Taufe“ soll mit großen und kleinen Aktionen die Taufe neu entdeckt werden. Geworben wird vielerorts mit Tauffeiern im Grünen, die teils auch Taufen im See oder Fluss ermöglichen.

„Du bist mein geliebtes Kind“ – diese Zusage steht im Zentrum der Taufe und bezieht sich auf die Schilderung der Taufe Jesu im Markusevangelium, Kapitel 1, 11. Der Evangelist schreibt, dass Jesus nach seiner Taufe sieht, wie der Himmel sich öffnet und die Geistkraft wie eine Taube auf ihn herabkommt - daraufhin tönt eine Stimme aus dem Himmel „Du bist mein lieber Sohn, an Dir habe ich Wohlgefallen.“

Im Museum Kirche in Franken gibt es dazu ein Gemälde von der Taufe Christi im Jordan aus dem Jahr 1686. Die Familie des Stifters ist links von der Taufszene dargestellt. Sie bringt damit ihre Glaubensnähe zum Ausdruck und hofft damit vermutlich - gemäß der biblischen Zusage „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Markus 16,16) – auf einen himmlischen Platz zur Rechten Gottes.

Getauft wurden anfänglich nur Erwachsene, die damit ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben zum Ausdruck brachten. Anders als heute war in den ersten christlichen Gemeinden die Ganzkörpertaufe üblich. Die geschah in den wärmeren Ländern rund um das Mittelmehr häufig durch Untertauchen (Immersionstaufe). Davon zeugt beispielsweise das Taufbecken im Baptisterium der Johanneskirche in Ephesus, die dort im 6. Jahrhundert n. Chr. von Kaiser Justinian gebaut wurde. Im sog. Baptisterium wurde der Taufakt vollzogen. Dabei handelt es sich um einen achteckigen Raum mit einem im Boden eingelassenen Becken, in das der Täufling über drei Stufen aus dem Wesen kommend hineinstieg, um die Taufe zu empfangen, und dann Richtung Osten – wo die Sonne aufgeht – wieder hinauszusteigen. Das Wasser symbolisiert in biblischen Geschichten oft die Zeit, die wir auf Erden als fließend erleben. „Jesus Christus ist eingetaucht in das Wasser der Zeit und erfüllt von Geist Gottes“, schreibt Paul Imhof, der bei seinen Reisen nach Kleinasien im Baptisterium von Ephesos demonstriert, wie die Menschen mit dem Kopf nach hinten in das Taufbecken getaucht und dann gleichsam aus dem Wasser der Zeit herausgezogen werden – hinein in eine neue Dimension von Zeit, in die Dimension der Zeit nach Ostern, in die Ewigkeit Gottes.

Taufe gleicht dadurch mehr dem natürlichen Geburtsvorgang, symbolisiert eine neue Geburt und auch Rettung aus der Zeit mit ihren Fluten und Untergangsängsten. Sie ist Anfang eines neuen Lebens, das von einer neuen Entscheidungsfreiheit geprägt ist: Der Freiheit, auf Gottes Dasein und Gegenwart hin zu leben.

Das Taufbecken im Museum Kirche in Franken nimmt mit seiner 8eckigen Gestaltung die Form der frühchristlichen Baptisterien auf. Die Zahl 8 symbolisiert im Christentum die Vollendung und den Neuanfang: Nach den 7 Schöpfungstagen beginnt mit der Auferstehung Christi eine neue Schöpfung. Der Ostersonntag, der Auferstehungstag Christi wurde in frühchristlicher Zeit daher sonntäglich als „Tag des Herrn“, gefeiert - also als der Tag, der die Zeit vollendet, an dem das Neue beginnt.

Auch heute noch finden Taufen daher bevorzugt an Ostern statt, Konfirmationen an den Sonntagen rund um Ostern (Palmsonntag, Weißer Sonntag). Aus theologischer Sicht gehört die Konfirmation als Tauferinnerung und Bekenntnisfeier des eigenen Glaubens zur Kindertaufe mit dazu. Sie wird seit dem späten 2. Jahrhundert im Christentum praktiziert und macht deutlich, dass der Glaube als Geschenk verstanden wird. Im Bad Windsheimer Konfessionsbild im Museum Kirche in Franken sehen wir, dass die Kindertaufe – hier durch Begießen (Affusion) - in der lutherischen Tradition eine zentrale Stellung einnimmt und mit ihr der Weg im Kraftfeld des Hl. Geistes beginnt. 

Seit mehr als 2000 Jahren ist die Taufe der Initiationsritus im Christentum und begründet bis heute die christliche Kirchenmitgliedschaft. 11 Kirchen haben 2007 in Deutschland eine Erklärung zur gegenseitigen Taufankennung unterzeichnet und mit einem gemeinschaftlichen Gottesdienst gefeiert. Diese gehören allesamt der ACK, der Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen an. Mitgefeiert, aber nicht unterzeichnet haben die freikirchlichen Gruppen, die die Kindertaufe nicht anerkennen.

Das Bekenntnis zur eigenen Taufe wird erstmals bei der sogenannten „grünen“ Konfirmation, (lat. confirmare, bestärken) zum Ausdruck gebracht. Diese Bestärkung geschieht auf zweifache Weise: Die Konfirmand*innen bezeugen ihren Glauben in einem gemeinsamen Bekenntnis vor der Gemeinde und werden daraufhin mit Brot und Wein/Saft der Trauben im Heiligen Abendmahl in ihrem Glauben bestärkt. Auch im Abendmahl, dem einzigen anderen evangelischen Sakrament neben der Taufe, wird die Durchbrechung der zeitlichen Dimension und die Gegenwart Christi in Brot und Wein gefeiert.

Ein Museumskoffer des Museums Kirche in Franken zum Thema Taufe beinhaltet daher neben einer Sanduhr, die die fließende Zeit symbolisiert, auch eine Taufkerze mit den Symbolen Alpha und Omega, die die ewigkeitliche Dimension der Gegenwart Gottes zum Ausdruck bringt.

 

Quellen:

Biblische Zitate nach der Lutherübersetzung von 2017

Veranstaltungshinweis zum Tauffest unter www.bildung-evangelisch.com

Museumshandbuch „Kirche in Franken“, Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums Band 57, herausgegeben im Auftrag des Bezirks Mittelfranken von Konrad Bedal, 2009.

https://de.wikipedia.org/wiki/Johanneskirche_(Ephesos)

Paul Imhof, Geist erfahren. Grundkurs Ignatianischer Spiritualität mit Werken von Max Faller, Band 3, 1992, S.145.

https://de.wikipedia.org/wiki/Acht

https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Herrn

https://www.ekd.de/pm86_2007_wechselseitige_taufanerkennung.htm