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Teller über Teller...

Einblicke in die Keramiksammlung | Folge 3

In einem Regal liegen viele weiße Teller. Die Teller sind gestapelt.

Blick in ein Regal im Keramikdepot: mehrere Stapel aus "scheinbar unscheinbareren" weißen Tellern. (Foto: Susanne Grosser)

Der Raum ist eine Küche. An der Wand hängt ein Regal. Im Regal sind viele weiße Teller. Auf dem Regal sind Töpfe und Krüge. Vor dem Regal steht ein Tisch.

Alltagsgeschirr: Schüsselrähm mit weißen Tellern in der Küche des Bauernhauses aus Herrnberchtheim. (Foto: Markus Rodenberg)

Bei einem Blick in so manches Regalfach in der Keramiksammlung des Fränkischen Freilandmuseums wähnt sich der Betrachter fast in einer Art Großküche oder Kantine: Auch dort reiht sich ein Stapel weißer Teller an den anderen... Jeder dieser Teller muss für die derzeit laufende vollständige digitale Erfassung des Keramikbestandes in einer Sammlungsdatenbank einzeln zur Hand genommen, auf Schäden untersucht, genau vermessen und fotografiert werden. Da drängt sich bei vielen sicher die Frage auf, warum es überhaupt sinnvoll sein soll, derart unscheinbare weiße Teller so zahlreich in der Sammlung eines Freilandmuseums zu bewahren?

Doch dafür gibt es aus wissenschaftlicher Sicht gleich mehrere gute Gründe. Zunächst sind diese Teller, obwohl sämtlich einfarbig weiß, bei genauerem Hinsehen keineswegs alle gleich. Sie variieren in Größe und Form: Sie sind größer oder kleiner, flach oder unterschiedlich stark vertieft. Je nachdem wurden sie einst mutmaßlich auch speziell genutzt, z. B. als Kuchen- oder Suppenteller. Und auch ganz ohne farbiges Dekor sind durchaus stilistische Akzente möglich. So kann der äußere Rand etwa ganz glatt oder verschieden stark gewellt, die Oberfläche völlig plan oder stellenweise reliefiert, also mit erhabenen oder vertieften Mustern und Strukturen versehen sein.

Zwar kennen wir bei den meisten Objekten deren individuelle Nutzungsgeschichte leider nicht im Detail. Wir wissen also in der Regel nicht vollständig darüber Bescheid, wo und von wem sie in welcher Weise wie oft genau gebraucht wurden. Doch so viel steht fest: Es war gerade dieses einfache weiße, aus Steingut oder Porzellan gefertigte Gebrauchsgeschirr, von dem die Menschen alltäglich speisten – zumindest seit es mit Ausbreitung der industriellen Fertigung im späteren Verlauf des 19. Jahrhunderts immer preisgünstiger und damit für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich zur Verfügung stand.

Der recht umfangreiche Sammlungsbestand an somit nur scheinbar ‚unscheinbaren‘ weißen Tellern passt also bestens in ein Freilandmuseum, das in besonderer Weise der Erforschung und Bewahrung der Alltagskultur der Menschen verpflichtet ist.