Unter Strom in allen Lebenslagen
Im 18. Jahrhundert entdeckten die Mediziner elektrischen Strom als Heilmittel. So vertrat der Arzt Johann Gottlob Krüger (1715-1759) die Ansicht, Elektrizität mache „die Säfte flüssig“ und rücke „die festen Theile in den Stand“. Noch heute wird sie in verschiedenen Formen therapeutisch angewandt.
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der Physiker Nikola Tesla (1856-1943) Therapiegeräte, die hochfrequente Wechselströme, d. h. mit hoher Spannung und niedriger Stromstärke, abgeben. Die Übertragung des Stroms auf den Körper erfolgt über gläserne Elektroden. Sie leuchten im Betrieb in verschiedenen Farben und erzeugen kleine violette Blitze; bei diesem Vorgang entstehen auch geringe Mengen Ozongas. Das Körpergewebe wird dabei erwärmt und soll so bis in die Tiefe stimuliert werden.
Die Geräte (auch Bestrahler oder engl. violet wands) kamen in kompakten Sets auf den Markt und ermöglichten so die Elektrotherapie für Zuhause und Jedermann. Die Vielfalt an Glaselektroden erlaubte den Einsatz bei jeglichen Beschwerden an allen Körperstellen. Die kammförmige etwa sollte man bei Haarausfall zweimal pro Tag für jeweils fünf Minuten über die Kopfhaut streichen. Bei einer Grippe behandelte man „die schmerzenden Stellen mit der Flächen-Elektrode zweimal täglich für jeweils 5 Minuten bei mittelstarkem Strom. Inhalieren Sie zudem zweimal täglich mit der Inhalations-Elektrode 8-10 Züge Ozon bei mittelstark bis vollstark ansteigendem Strom.“
Hochfrequenz-Therapie, in ihrer Wirkung umstritten, findet sich noch heute im Angebot der Alternativmedizin. Im Fränkischen Freilandmuseum ergänzt das Gerät die pharmaziehistorische Sammlung, die im Zusammenhang mit der Ausstellung „Kräuterapotheke“ (Baugruppe Stadt) aufgebaut wurde.