Vom Rübenbunker-Köpfroder und vom Brotbier
Im vergangenen Jahrhundert wurden nahezu alle Bereiche der bäuerlichen Arbeit technisiert. Das Fränkische Freilandmuseum besitzt eine umfangreiche Sammlung von Geräten dieser ersten Technisierungswelle und präsentiert sie im Rahmen des Handwerker- und Techniktags von 10 bis 17 Uhr. Geräte und Maschinen zur Feldbearbeitung von den 1920er bis in die 1960er Jahre – vom seriengefertigten Pflug über Heuwender, Flügelmäher und Düngerstreuer bis hin zum Kartoffelvollernter, Rübenbunkerköpfroder und selbstfahrenden Mähdrescher werden von 13-14.30 Uhr gezeigt und erklärt.
Auch die die Feldbahn, der Derrick-Kran und der Ziegelbrecher sind an diesem Tag in Betrieb und bieten Gelegenheit, unterschiedliche Vorrichtungen der Landtechnik in Aktion zu erleben. Zu sehen sind auch die klassischen Berufe der Holz-Verarbeitung, die Zimmerer und Schreiner. Sie binden Balken und andere Hölzer ab – so der Fachbegriff für das Vorbereiten von Fachwerkkonstruktionen im Hausbau. Dabei werden die Hölzer vorbereitet, maßgerecht angerissen, bearbeitet, zusammengepasst und gekennzeichnet. An der Baustelle der Synagoge aus Allersheim zeigen die Maurer, wie Lehm verarbeitet wird und in der Ziegelei können Museumsbesucher Biberschwanz-Ziegel herstellen.
Und nachdem körperliche Arbeit durstig macht, sind am gleichen Tag auch beide historischen Brauhäuser in Betrieb.
Maischen, Läutern, Würze kochen
Zwei Brauereien stehen im Museum, das Kommunbrauhaus von 1844 aus Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg und das deutlich ältere kleine Hofbrauhaus aus Kraisdorf im Landkreis Haßberge. Es stammt aus dem Jahr 1699 und zählt damit zu den ältesten noch funktionstüchtigen Brauhäusern Mitteleuropas. Einmal im Jahr zum Tag des Bieres ist en in Betrieb. Hier ist immer noch alles reine Handarbeit – und die ist durchaus anstrengend. Schon um 6 Uhr, wenn das Museum noch geschlossen ist, beginnt der Brauvorgang. Rund ein Dutzend „Pumpaufs“ gehen jungen Brauern des Bundesverband Kreativbrauer e.V. zur Hand, die erstmalig im Museum ein Brotbier brauen wollen.
Im Kommunbrauhaus wird dagegen ganzjährig gebraut. Unter den erfahrenen Händen von Braumeister Sigi Brückler und Willi Döbler entstehen das „Freilandmuseum Dunkel“ und das „Freilandmuseum Zwickl“. Die bereits eingeweichte, angekeimte und geschrotete Gerste kommt in den Maischebottich, wird mit Wasser versetzt, erhitzt und anschließend geläutert - so der Fachbegriff für gefiltert. Die verbliebene Flüssigkeit, die Würze, wird mit Hopfen versetzt und gekocht, bis sie schließlich geklärt und abgekühlt wird. Nach einer Woche Gärzeit und anschließender Reife ist das Bier nach vier bis sechs Wochen fertig und kann genossen werden. Der Brauvorgang ist zum Teil schon technisiert, doch die Hopfengabe erfolgt von Hand. Sie spielt eine besondere Rolle, denn sie erst verleiht dem Bier das besondere Aroma. Im Wirtshaus am Kommunbrauhaus werden beide Biere ausgeschenkt.