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Vom sozialpolitischen Gesinnungszeichen zum eleganten Kopfschmuck. Der Zylinder im Wandel der Moden

Der Hut ist schwarz. Er hat die Form eines Zylinders.

Schwarzer Hut mit der Form eines Zylinders.

Die Schachtel ist braun. In ihr ist ein Hut.

Hutschachtel für einen Zylinder

Ein altes Bild mit einem Paar. Der Mann trägt einen Zylinderhut.

Amerikanische Freiheitskämpfer brachten ihn nach Europa und seine Geschichte reicht zurück ins 18. Jahrhundert. Während der Französischen Revolution (1789) war der Zylinder Gesinnungszeichen der Aufständischen, um sich vom Dreispitz, der Kopfbedeckung der herrschenden Oberschicht, abzugrenzen. Mit dem Verlust seiner politischen Bedeutung Anfang des 19. Jahrhunderts, wurde er zum modischen Accessoire. Erst um die Jahrhundertmitte verbreitete sich die bis heute verwendete Bezeichnung „Zylinder“. Zuvor hieß er seiner Form entsprechend „hoher“ oder „runder Hut“.

Um 1800 trugen vor allem städtische Bürger den Zylinder im Sinne von Straßenkleidung. Denn einen Mann als Mitglied der Gesellschaft zeichnete laut damaliger Etikette neben Hose, Weste und Gehrock ein Hut aus. Entsprechend dem Geschmacksideal wandelten sich Höhe, Form und Materialien. Zum eleganten Repertoire gehörten neben den klassischen schwarzen Zylindern aus langflorigem seidenen Zylinderplüsch oder Seide, leichte Sommerhüte aus Stroh- und Rosshaargeflecht.

Etwas später fand er Eingang in die ländliche Garderobe und wurde zu besonders festlichen Anlässen getragen. In Oberfranken beispielsweise diente er den Jungen bei Kommunion und Konfirmation, zum Eintritt in die Gesellschaft der Erwachsenen, als Kopfbedeckung. Als modisches Element wurde er auch in Trachten aufgenommen, also in Kleidung, die als typisch für eine Region gilt.

1823 erfand der Pariser Hutmacher Gibus den Falt- oder Klappzylinder, bekannt unter seiner französischen Bezeichnung „Chapeau Claque“. Eine technische Raffinesse, mittels der sich sein Kopfteil zusammenklappen lässt, ermöglichte auch dem hohen Zylinder die Aufnahme in die Tradition der flachen und dadurch bei vielen Gelegenheiten unter dem Arm getragenen Hüte. Dies machte den Chapeau Claque über die Wende zum 20. Jahrhundert hinaus zum Hut der Theater, Ballsäle und der feinen Gesellschaft.

 

Verwendete Literatur (Auswahl):

Meike Bianchi-Königstein: Kleidungswirklichkeiten. Mode und Tracht zwischen 1780 und 1910 in Oberfranken. Regensburg 2019.

Jutta Zander-Seidel: Kleiderwechsel. Frauen-, Männer- und Kinderkleidung des 18. Bis 20. Jahrhunderts. Nürnberg 2002.