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Vom Triesdorfer Feld aufs Dach im Fränkischen Freilandmuseum

Erfolgreiche Langstrohroggen-Ernte 2024 – Einrichtungsübergreifendes Projekt beim Bezirk Mittelfranken als gelungene Symbiose aus Tradition und Moderne

Tradition trifft Innovation: Museumsdirektor Dr. Herbert May (1.v.r.) und LLA-Direktor Markus Heinz (2.v.r.) freuen sich mit den Mitarbeitenden über die gelungene Langstrohroggen-Ernte in Triesdorf. Foto: Stefanie Wagner, LLA

TRIESDORF/BAD WINDSHEIM – Bereits seit 2022 beschäftigen sich die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (LLA) und das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim in einem einrichtungsübergreifenden Projekt mit dem Anbau von Langstrohroggen. Diese alten Landsorten dienten bereits im 11. Jahrhundert als Ziegelersatz zur Dacheindeckung von Bauernhöfen. Die Erntezeit ist traditionell jedes Jahr rund um den Beginn der Sommerferien. Nach einer sehr durchwachsenen Ernte 2023 können sich die beiden Einrichtungen dieses Jahr nun über gute Ergebnisse freuen.
„Sowohl Erträge als auch Qualität des Strohs waren dieses Jahr sehr zufriedenstellend. Die Pflanzen hatten die gewünschte Länge für die Dachbedeckung erreicht und die Ernte konnte bei trockenen guten Bedingungen eingefahren werden“, so Günther Ebersberger, stellvertretender Abteilungsleiter Pflanzenbau und Versuchswesen.
In Triesdorf wurde 2024 knapp ein Hektar Fläche des sogenannten Lichtkornroggens ausgesät, in Bad Windsheim waren es 0,2 Hektar. Der Langstrohroggen wächst gemäß seines Namens bis zu zwei Meter hoch und ist dank seiner stabilen und flexiblen Halme ideal geeignet für die spätere Verwendung. Damit das Roggenstroh bei der Ernte nicht geknickt oder zerbrochen wird, muss auf moderne Technik verzichtet werden. Stattdessen kommt ein historischer Mähbinder aus dem Fränkischen Freilandmuseum zum Einsatz, ein Oldtimer der Firma Fahr aus den 1960er Jahren. Der Roggen wird nach der Ernte zunächst zur Trocknung in einem Container eingelagert, dann werden die Ähren mit Hilfe einer stationären Dreschmaschine ausgedroschen und die Halme abschließend in aufwendiger Handarbeit zu sogenannten „Strohschauben“ gebunden. Diese Tätigkeit erfolgt im Fränkischen Freilandmuseum durch ehrenamtliche Helfer – eine „Heidenarbeit“, wie Museumsdirektor Dr. Herbert May betont. Für einen Quadratmeter Dach werden circa 25 Strohschauben benötigt. Der gesamte Verarbeitungsprozess ist also sehr zeitintensiv – die Ernte von 2024 steht entsprechend erst 2025 als Dacheindeckung zur Verfügung.
Für die beiden Bezirkseinrichtungen ist die Zusammenarbeit eine echte Win-Win-Situation: Das Freilandmuseum freut sich über den regionalen Nachschub aus Triesdorf für ihre Häuser aus der Mittelalter-Baugruppe. Langstrohroggen ist mittlerweile eine echte Seltenheit in Europa und entsprechend schwierig auf dem Markt erhältlich. Die Lehranstalten profitieren im Gegenzug von wertvollen wissenschaftlichen Erkenntnissen durch den Anbau. LLA-Direktor Markus Heinz: „Das Langstrohroggen-Projekt passt perfekt zu unserem Leitbild Triesdorf verbindet – Tradition | Region | Innovation: Eine alte Getreidesorte wird in traditionellem Verfahren geerntet und verarbeitet. Sie kommt direkt in der mittelfränkischen Nachbarschaft zum Einsatz. Als angenehmen Nebeneffekt erhalten wir noch wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft.“