Wenn die Kirchenglocken nach Rom fliegen...
Wer in einer katholisch geprägten Gemeinde lebt, kennt sie vielleicht noch heute: die Karfreitagsratsche, auch Klapper, Rumpel oder schlicht nur Ratsche genannt. Ab Karfreitag, auch „Stiller-Freitag“, verstummen die Glocken der Kirchtürme bis zur Auferstehung Christi am Ostersonntag. Um diese Stille den Kindern zu erklären, wurde ihnen häufig erzählt, dass die Glocken für den Segen des Papstes nach Rom geflogen seien.
Ohne Glocken muss aber auf andere Weise auf den Gottesdienst aufmerksam gemacht werden. Diese Aufgabe wird von den Karfreitagsratschen übernommen. Durch das Drehen der Kurbel setzt sich eine zylindrische Achse mit Holzstücken, den Zapfen, in Bewegung. Die Zapfen heben nacheinander fünf Hämmer an, so dass diese zurück auf den Kasten schlagen. Es entsteht ein ohrenbetäubender Lärm.
Bis heute ziehen Gruppen von Kindern mit kleinen Ratschen durch ihr Dorf und machen mit Sprechversen und Lärm auf sich aufmerksam. Als Lohn erhielten sie früher Eier und Trockenobst, heute häufig Süßigkeiten. Das hier zu sehende Beispiel war zum Tragen sicher zu groß – solche Ratschen wurden zusätzlich auf Kirchtürmen gedreht und unterstützten die Arbeit der Kinder.
Kastenratschen kamen aber nicht nur um Ostern zum Einsatz. Sie wurden auch im Obst- oder Weinbau genutzt, um Vögel zu vertreiben.