Zuckersüße Osterhasen aus der Gussform...
Aluminium-Gussform eines Osterhasens mit Schubkarre (ca. 1920-1950), dazu ein ähnlicher Zuckerhase mit Kiepe. Er wurde von Gaby Oberem (Wernberg-Köblitz, Oberpfalz) gegossen, die noch heute Zuckerhasen anfertigt: www.zuckerhasenwerkstatt.de (Foto: Frank Wittstadt)
Mit dieser Form aus einer Blei-Zinn-Legierung (spätes 19. Jahrhundert) wurde ein Naschwerk gegossen, bei dem nicht nur der Zucker ungesund war… (Foto: Frank Wittstadt)
Links eine mehrteilige Form aus Eisenguss (ca. zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts), rechts eine zweiteilige Form aus Aluminium (ca. 1920-1950). (Foto: Frank Wittstadt)
Heute werden Supermärkte schon mehrere Wochen vor Ostern von Osterhasen regelrecht bevölkert. In aller Regel sind sie aus Schokolade und lassen so leicht vergessen, dass sie einst vor allem aus Zucker gefertigt worden sind. Die Geschichte des Osterhasenbrauchs ist vor allem auch eine Geschichte seiner Herstellung…
Zum Ursprung des Osterhasenbrauchs gibt es verschiedene Vermutungen – nach einer Lesart wird der Hase wie auch die Ostereier, die er versteckt, als Symbol für die Fruchtbarkeit und das Erwachen des Frühlings verstanden. Erstmals erwähnt wird der Brauch 1682 vom Mediziner Georg Franck von Franckenau. In der Folgezeit fand der aus Zucker geformte Osterhase in wohlhabenderen Kreisen eine weite Verbreitung als Süßigkeit zum Verschenken und als Tischdekoration.
Hintergrund ist auch die Einfuhr von Rohrzucker, den sich nur die Eliten in größerer Menge leisten konnten. Mit der Zucht der Zuckerrübe aus der Runkelrübe um 1800 konnte erstmals eine größere einheimische Zuckerproduktion anlaufen, die im 19. Jahrhundert Süßwaren für alle Bevölkerungskreise erschwinglich machte – das trug auch zur Verbreitung des Zuckerhasen bei.
Im süddeutschen Raum wurden die Zuckerhasen von Konditoren und Zuckerbäckern bevorzugt rot eingefärbt. Die Masse besteht zum größten Teil aus Kristallzucker, außerdem aus Wasser und Farbstoff. Sie wird auf etwa 160 °C erhitzt, in zwei- oder mehrteiligen Metallformen eingegossen um danach zum größten Teil wieder ausgegossen. Hierdurch entsteht eine hohle, dünnwandige Figur.
Die ersten Gussformen bestanden aus Eisenguss. Sie waren vergleichsweise massiv, so dass der Zucker schnell abkühlen konnte. Nachteil war, dass sie anfällig für Korrosion waren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden leichter zu gießende Formen aus Bleizinnlegierungen angefertigt, bis sie schließlich ab Ende der 1920er Jahre bis in die 1950er Jahre aus Aluminium hergestellt wurden.
Nach 1950 nutzte man die Formen auch für Schokoladenhasen, und Kunststoff löste Aluminium ab. Schließlich verdrängten die massenhaft produzierten Schokohasen die Zuckerhasen weitgehend. Doch in manchen Regionen sind letztere weiterhin Teil der Ostertradition.
Die gezeigten Gussformen stammen aus dem Bestand der ehemaligen Bamberger Lebkuchen-, Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik Schröppel, die von 1815 bis 1970 bestand. Ihre Produktionsmaschinen und vieles mehr konnte das Freilandmuseum 1998 in seine Sammlung aufnehmen. 1999 wurde der Nachlass in der Sonderausstellung „Zuckersüß und extrafein“ gezeigt.