Zum An (mich) denken
Das Fränkische Freilandmuseum und das Museum Kirche in Franken übernahmen 2014 eine umfangreiche Sammlung mit zahlreichen gedruckten Schätzen. Mit Haussegen, Glückwunsch- und Gelegenheitskarten, Totengedenken, vom Patendank über Konfirmations- und Kommunionsandenken bis hin zu Andachtsbildern bietet die private Sammlung einen interessanten Streifzug durch die religiöse Personalgraphik und das so genannte Luxuspapier.
Ein eher unscheinbares Kleinod mit der Nummer 18/400 reiht sich nahtlos ein in die in ausreichender Zahl vorhandenen Spruch- und Glückwunschkarten. Aber bei genauem Hinsehen entpuppt sich die gewöhnlich wirkende Karte als ein Liebesgeständnis eines Mädchens oder einer Frau an ihren Liebsten.
Wahrscheinlich wurde die Karte nicht zum Valentinstag verschenkt. Der Brauch seine/ihren Liebste/n am 14. Februar mit Karten zu grüßen kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland auf. US-Soldaten machten den Tag bekannt. Der Tag des Hl. Valentin wird in den anglo-amerikanischen Kulturgegenden seit dem 19. Jahrhundert mit dem Verschicken von kunstvollen Karten und Gedichten begangen. In Slowenien jedoch galt er lange als Heiliger des Frühlings. Ein Sprichwort besagt, dass der Heilige „den Schlüssel für die Wurzeln bringt“, das heißt, an diesem Tag sollen Pflanzen und Blumen zu wachsen beginnen. In diesem Fall hat der Tag auch etwas mit dem Beginn des Frühlings zu tun. Unsere Spruchkarte greift auch diesen Aspekt auf. Das florale Motiv auf der Vorderseite und natürlich auch der herzallerliebste Spruch mit handschriftlicher Widmung der Dame auf der Rückseite tragen zur Frühlingsstimmung bei.
Die Umschlagkarte hat eine ovale Form und zeigt vorne die Abbildung eines Blumenstraußes mit Rosen und Vergissmeinnicht. Der Frühjahrsblüher Vergissmeinnicht symbolisiert als Geschenk unter Liebenden die Treue und die Zusammengehörigkeit. Die rote Rose vermittelt in der Blumensprache: „Ich liebe dich über alles.“ Die Blumen weisen dabei schon auf die Rückseite der Karte hin. Sie ist noch zusätzlich mit einer geprägten Goldborte verziert. Die Goldborte (wahrscheinlich unecht mit einer Messingauflage) zeigt eine Dreipaßverzierung und einen Perlstab (Astragal). Der Dreipaß und auch der Perlstab sind eigentlich Architekturornamente. Im Trinitätsfenster in der Spitalkirche ist uns der Dreipaß in überschneidender Form schon begegnet. Unterhalb des Blumenmotivs wurde noch ein Spruchband „Zum Andenken“ aufgeklebt.
Auf der Rückseite der Karte ist folgender Spruch abgedruckt:
„Ich liebe Dich und bin fröhlich!
Du liebst mich, ich bin selig!
Werdet Jahre, all‘ ihr Stunden:
Du hast mich, ich Dich gefunden!“
Drum herum steht geschrieben: „Von Deiner Dich liebenden Margareta Schirmer“.
Leider lässt sich nicht mehr rekonstruieren, um welche Personen genau es sich handelt und wann die Karte verschenkt wurde. Auch die Spruchkarte selbst gibt keinen genauen Hinweis auf die Entstehungszeit, denn solche Karten lassen sich in einen relativ langen Zeitraum von ca. 1890-1940 datieren. Der abgedruckte Spruch aber ist zeitlos und auch die Liebe und der Frühling kehren immer wieder, so dass auch dieses Dokument mit Liebesschwur absolut bewahrenswert für zukünftige Generationen ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Valentinstag
Juliane Sander, „Denkmal des Dankes“ – der Patendank zur Konfirmation. Ein Blick in die evangelische Glaubenskultur Frankens, in: Franken unter einem Dach 2015, Heft 37, S. 17-32.