Zum Hauptinhalt springen

Kulturlandschaft

Was unser FreiLICHTmuseum zum FreiLANDmuseum macht

"Natur"

Unberührte Naturlandschaften existieren in Mitteleuropa – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – schon lange nicht mehr. Durch jahrhundertelange bäuerliche Landbewirtschaftung entstand eine vielfältige Kulturlandschaft mit Lebensräumen für zahlreiche Tiere und Pflanzen, die heute vielfach als »Natur« empfunden wird. Einzelne Elemente dieser Kulturlandschaft – Bäche und Teiche, Äcker, Wiesen, Schafweiden, Hecken und Streuobstbestände – wurden in das Museumskonzept einbezogen. Dabei ist klar, dass die Situation im Museumsgelände nur eingeschränkt dem alten Standort der Gebäude entspricht und sich manche ökologische Faktoren, wie etwa besondere Bodenverhältnisse, im Museum nicht nachstellen lassen.

Landwirtschaft

Auf etwa 30 Hektar des Museumsgeländes wird Landwirtschaft betrieben. Die Bewirtschaftung orientiert sich einerseits am historischen Vorbild (vor 1960), andererseits an der EU-Richtlinie für den ökologischen Landbau zum Schutz der Umwelt. Zertifizierte Erzeugnisse wie Obst, Apfelsaft oder Dinkel gehen in den Verkauf. Auf den fruchtbaren Ackerböden werden neben den Hauptgetreidearten auch seltenere Arten wie Emmer und Einkorn angebaut. Daneben finden sich heute kaum mehr bekannte Nutzpflanzen wie Hirse und Buchweizen, die Faserpflanzen Flachs und Hanf sowie Öl- und Färbepflanzen. Weitere Sonderkulturen wie Hopfen, Wein oder Heilkräuter ergänzen die Vielfalt. Neben
den eigentlichen Kulturpflanzen werden in den Äckern auch früher häufige, doch heute seltene und gefährdete Ackerwildkräuter wie Acker-Hahnenfuß oder Venuskamm gezielt gefördert, etwa durch das Belassen von Ackerrainen oder schonende Bewirtschaftung von Ackerrändern.

Tierhaltung

Die Tierhaltung in der Museumslandwirtschaft legt ihren Schwerpunkt auf regional verbreitete, alte und gefährdete Haustierrassen. Zu diesen gehören u. a. die Triesdorfer Rinder, wegen ihrer kleinflächigen Scheckung auch als Triesdorfer »Tiger« bezeichnet, das Fränkische Gelbvieh oder die Fränkische Landgans. Die Ochsen und Süddeutschen Kaltblutpferde werden regelmäßig als Zugtiere in der Landwirtschaft eingesetzt. Bei dieser langsamen und mühsamen Arbeit wird besonders deutlich, dass die Haltung des Menschen zur Natur lange Zeit geprägt war durch einen harten, existenzsichernden Kampf um die Nahrung, nicht durch die romantische Verklärung der Natur an sich.

Artenvielfalt

Die Ackerflächen werden durch Grünland ergänzt, das entweder gemäht wird oder durch Schafe beweidet. Auf einem Teil der Wiesen wachsen Obstbäume, die die früher so typischen Obstbaumgürtel um die Baugruppen des Museums bilden und die Wege säumen. Der große Obstbaumbestand mit über 900 zum Teil schon sehr alten Bäumen bietet Höhlenbrütern wie Grünspecht oder Wendehals ideale Voraussetzungen zum Nisten.

In den Baugruppen werden typische Dorfpflanzen wie Herzgespann oder Katzenminze gezielt angesiedelt. Als sog. Ruderalpflanzen sind sie typisch für nährstoffreiche, von der Tierhaltung beeinflusste Standorte. Darüber hinaus dienen die wiederaufgebauten Gebäude selbst als Lebensraum für Tiere: Im Dachfirst von Scheunen nisten Schleiereulen, offene Ritzen und Spalten ermöglichen es Fledermäusen, in den Dächern ihr Sommerquartier einzurichten, und regelmäßig trifft man auf Rauch- und Mehlschwalben, für die offene, lehmige Wasserpfützen
auf Wegen äußerst wichtig zum Nestbau sind. Auch aus diesem Grund wird auf asphaltierte Wege und Plätze im Museum verzichtet. Die kleinteilige Feldflur und die Vielfalt an Kulturlandschaftselementen haben dazu geführt, dass das Museumsgelände heute ein wichtiges Refugium für Arten ist, die es in unserer modernen Landwirtschaft schwer haben.

Bäche, Brücken, Brunnen

Wasser im Museum

Mit Hilfe des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach ist es gelungen, historische Wasserbaumaßnahmen und -anlagen ins Museumskonzept einzubeziehen und zugleich auch entsprechend zugehörige Pflanzengesellschaften anzusiedeln. Ausgangspunkt war die Verlegung eines Armes des Flüsschens Aisch ins Museumsgelände. Es wurde ein neuer Wasserlauf geschaffen, der aber möglichst natürlich wirken soll, was durch entsprechend einfühlsame, nach historischem Vorbild sich richtende Arbeiten gelang. Hinzu kamen der ebenfalls neu angelegte
Seebach als weitere Abzweigung der Aisch sowie ein Dorf- und Seeweiher.

Nach alten Vorbildern und mit alten Techniken geschaffene Uferbefestigungen (in Flechtwerk oder Holz), Abstürze (in Holz oder Stein), Schützen und Wehre ergeben so einen historischen wasserbaukundlichen Lehrpfad im Museum. Die einzelnen Punkte sind im Gelände mit kurzen Informationstafeln ausgeschildert.

Die Brücken im Museum sind z. T. historische, Stein für Stein wiedererrichtete Bauwerke, so die zweibogige Sandsteinbrücke im Eingangsbereich aus Unteraltenbernheim (Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) und die einbogige, original zur Unterschlauersbacher Mühle (55) gehörige Brücke. Bei der einbogigen Aisch-Brücke am östlichsten Punkt des Museumsgeländes handelt es sich sogar um eine wohl noch ins 18. Jahrhundert zu datierende Brücke am originalen Standort. Die zweibogige Kalksteinbrücke in der Baugruppe Altmühlfranken wiederum wurde steingerecht nach dem Vorbild der Schlößlmühlbrücke im Anlautertal (Lkr. Eichstätt) nachgebaut. Und innerhalb der Baugruppe Mittelalter führt eine nach bildlichen Beispielen rekonstruierte, überdachte Holzbrücke über den sog. Flutgraben.

Eine nahezu ausgestorbene Besonderheit Frankens wird den Besuchern mit dem nachgebauten Wasserschöpfrad (am Ende des Seeweihers) vorgestellt. Solche Räder waren im Gebiet der Regnitz zwischen Erlangen und Forchheim und am Unterlauf von Pegnitz, Aisch und Bibert einst weit verbreitet und dienten zur Bewässerung von Wiesen. Diese Funktion erfüllt auch das Rad im Museum. Ein hydraulischer Widder schließlich übernimmt die Versorgung des oberen Mühlweihers mit Wasser; solche mit Wasserkraft betriebenen Pumpen sind in
vielen Dörfern seit etwa 1900 zur Wasserversorgung vor allem auf wasserarmen Hochflächen üblich gewesen.

Abgesehen von der landwirtschaftlichen und gewerblichen Nutzung war eine gesicherte Wasserversorgung elementar für Mensch und Tier. Brunnen und Wassertröge gehörten zum festen Inventar einer jeden Hofanlage – so auch im Museum, sei es im Original oder als Rekonstruktion nach historischem Vorbild.

Belebung

Hier tut sich was: Tiere im Museum, Vorführungen und "Living History"